Wie 2018

Der Schweiz droht wieder eine Stinkwanzen-Plage

· Online seit 20.10.2022, 06:33 Uhr
Die aus Asien importierte und zuerst in Zürich sesshafte Stinkwanze verbreitet sich seit Jahren in der ganzen Schweiz. Da der vergangene Sommer recht heiss war, dürfte sich das Problem weiter verschärfen. Allerdings hat die Wanze einen natürlichen Feind und der wartet bereits.
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Die Marmorierte Baumwanze dürfte beinahe die ganze Schweizer Bevölkerung schon kennen. Womöglich ist sie auch unter dem Namen Stinkwanze oder Stinkkäfer besser bekannt. Ob auf dem heimischen Balkon, der Terrasse oder auch bereits als Mitbewohner, die 12 bis 17 Milimeter grosse Wanzen sind einfach überall. Vor allem zum Herbst hin, wenn sich die Temperaturen immer weiter abkühlen, suchen sich die Tierchen ein wohliges Plätzchen zum Überwintern.

Ihren bisherigen Höhepunkt erreichte die Stinkwanzen-Plage im Jahr 2018. Ähnlich könnte die auch im kommenden Jahr ausfallen. Der lange, heisse und äusserst trockene Sommer bot den Wanzen ideale Bedingungen für die Ei-Ablage. «In der Regel gibt es bei uns nur eine Generationen, dieses Jahr aber zwei – wie auch schon 2018. Wir stellen schon mehr Wanzen fest, die jetzt ins Winterquartier gehen», berichtet David Szalatnay, Leiter des Bereichs Spezialkulturen beim Strickhof in Zürich.

Heisser Sommer bedeutet mehr Wanzen

Die zweite Generation könne aktuell keine Schäden bei der Ernte anrichten, da das meiste schon weg sei, aber sie wird höchstwahrscheinlich überwintern. «Damit ist die Ausgangspopulation, die überwintern wird, um einiges grösser als in den vergangenen Jahren.» Das könne schon ein Problem für das nächste Jahr werden, so Szalatnay. Die Wanzen können sich bei einem heissen Sommer schneller entwickeln, früher die Eier ablegen und der ganze Zyklus geht somit schneller. «Es wird im nächsten Jahr definitiv mehr Wanzen geben und wenn es 2023 nochmals so einen heissen Sommer geben wird, könnte die Population wiederum wachsen.»

Eine solche Massenvermehrung ist vor allem für die Landwirtschaft schlecht. Die Wanzen bevorzugen vor allem Birnen oder auch die Nashi-Birne, auch wenn diese in der Region Zürich nicht so häufig vorkommt. Im Gemüsebau hat die Stinkwanze eine Vorliebe für Peperoni, Gurke und vereinzelt auch Tomaten. Der Schaden wird durch die Saugtätigkeit der Larven und der erwachsenen Wanzen verursacht. Diese führen in frühen Stadien der Fruchtentwicklung unter anderem zu Deformationen, Verfärbungen und eingesunkenen Stellen an Früchten und Gemüse sowie zu Wachstumsverzögerungen. Die befallenen Produkte können so nicht mehr verkauft werden.

Der natürliche Widersacher wartet schon

Die Marmorierte Baumwanze hat einen natürlichen Gegenspieler, der ebenfalls aus Asien stammt – die Samuraiwespe (Trissolcus japonicus). «Spannend ist, dass sich diese auch hierzulande bereits ausbreiten. Ich habe im Kanton Zürich schon zweimal diese Wespenart in freier Wildbahn entdeckt. Einmal in Kloten und das andere Mal in der Stadt Zürich. Das bedeutet, sie ist schon so häufig, dass man sie einfach so entdecken kann», erklärt der Spezialist.

Grundsätzlich sei das eine gute Nachricht, denn die Samuraiwespe parasitiert die Eier der Wanze und frisst diese dann von innen auf. «Wenn sie sich ebenfalls in der Schweiz ausbreitet, kann die Wespe die Wanzenpopulation unter Kontrolle halten.»

Was können Haus- und Wohnungsbesitzer gegen die Stinkwanzen tun? 

Auch in den eigenen vier Wänden ist die Wanzenabwehr sehr eingeschränkt. Das Anbringen von Fliegengittern könne Abhilfe schaffen, ansonsten sei es recht mühsam, so Szalatnay. Die Wanze kann in die kleinste Ritze eindringen oder beim Lüften in die Wohnung huschen, da kann man kaum was dagegen machen. «Die Wanze hält sich vor allem auf der Südseite eines Hauses oder einer Wohnung auf, statt an der Nordseite, bei der es um einiges kühler ist.» Will man also das Risiko minimieren, dass sich die Wanze in den eigenen vier Wänden einnistet, dann sollte man auf der Nordseite lüften. «Komplett verhindern lässt es sich allerdings nicht.»

veröffentlicht: 20. Oktober 2022 06:33
aktualisiert: 20. Oktober 2022 06:33
Quelle: ZüriToday

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