Artenvielfalt

Die Unterwelt könnte ein Hort der europäischen Artenvielfalt sein

· Online seit 12.10.2021, 10:25 Uhr
Anders als Asien, Afrika und Amerika weist Europa eine geringe biologische Vielfalt auf, weil viele Arten während den Eiszeiten ausgestorben sind. Im Untergrund lebende Spezialisten dürften den Klimaschwankungen allerdings getrotzt haben.
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Der Evolutionsbiologe Ole Seehausen vom Wasserforschungsinstitut Eawag erhärtete diesen Verdacht nun gemeinsam mit Forschenden der Universität Ljubljana anhand von evolutionsgenetischen Modellierungen am Beispiel der Flohkrebsgattung Niphargu. Zu diesen in Höhlen oder Grundwasser lebenden Krebstierchen zählen Hunderte von Arten.

Demnach begannen sich die Flohkrebse vor 15 Millionen Jahren in neue Arten aufzufächern, wie das Team im Fachmagazin «Nature Communications» berichtet. Damals hoben sich im Zuge der Alpenbildung in Südosteuropa die Kalk-Berge. Als sich Wasser durch das Gestein frass, entstanden Höhlen und somit neue unterirdische Lebensräume.

Diese waren zwar dunkel und nahrungsarm, aber vor Klimaveränderungen abgeschirmt. Zudem gab es noch kaum Leben oder gar Raubfeinde in den neu geschaffenen Lebensräumen, was den Forschenden zufolge wohl der Auslöser für die Auffächerung der Flohkrebsgattung Niphargu in zahlreiche Arten darstellte - in Arten verschiedener Grösse und Gestalt, die unterschiedliche Nischen bewohnen.

Wenn sich die Hypothese der artenreichen Unterwelt verallgemeinern liesse, könnte diese einen reichen, noch unentdeckten Schatz an höhlenbewohnenden Organismen bergen, wie die Eawag in einer auf ihrer Webseite publizierten Mitteilung schrieb. Doch insbesondere die Verschmutzung des Grundwassers stelle auch für die unterirdische Artenvielfalt eine Gefahr dar, weshalb deren Entdeckung davon abhänge, wie lange sie der Beeinträchtigung ihrer Lebensräume trotzen könne.

https://doi.org/10.1038/s41467-021-24023-w

veröffentlicht: 12. Oktober 2021 10:25
aktualisiert: 12. Oktober 2021 10:25
Quelle: sda

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