Seit 2014 hat sich die Zahl der Skitourengänger gemäss der Studie «Sport Schweiz 2020» mehr als verdoppelt. Gerade auch die Pandemie dürfte dem Sport einen Schub gegeben haben. Laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu ist dieser Spass jedoch nicht ganz ungefährlich: Jedes Jahr verunglücken laut der Beratungsstelle 19 Personen tödlich. In den meisten Fällen aufgrund von Lawinen.
Wie man die Schönheit der verschneiten Berge abseits der Piste geniesst, das weiss Julian Wyrsch. Der Krienser ist diplomierter Bergführer und bietet auch Skitouren an.
Julian Wyrsch, spüren Sie den Skitouren-Boom auch?
Diesen Boom gibt es bereits seit Jahren. Seit Corona merkt man aber, dass sich vermehrt Leute an den Berg trauen, die nicht die Voraussetzungen für Skitouren mitbringen.
Was sind denn die Voraussetzungen?
Man muss eine gute Kondition mitbringen und 1000 Höhenmeter laufen können. Ausserdem muss man ein guter Skifahrer sein, denn abseits der Piste sind die Gegebenheiten nicht immer gleich gut. Wenn man das nicht mitbringt, wirds schwierig, denn man erreicht nicht viele Gipfel in der Schweiz, ohne so viel zu laufen.
Was muss ich als Anfänger beachten?
Man sollte sich unbedingt jemandem anschliessen, der Erfahrung hat, etwa einem Bergführer. Es ist wichtig, dass man geführt wird von jemandem, der ausgebildet ist, der einen gut betreut und Ahnung davon hat, wie man sich im freien Gelände bewegt.
Apropos Anfänger: Wo überschätzen sich Skitouren-Neulinge am meisten?
Bei der Skitechnik. Wenn man ein unsicherer Skifahrer oder eine ungeübte Skifahrerin ist, dann kann das Erlebnis schnell zum Frust statt zum Genuss werden. Der Pulverschnee ist zwar verlockend, doch nicht überall sind die Gegebenheiten gleich gut. Manchmal gibts auch Schnee, wo auch gute Skifahrer Mühe haben. Für jene Leute, die nicht ganz so gut Skifahren können, würde ich Schneeschuhe empfehlen: Da ist man genauso in der Natur, braucht aber die Fähigkeiten des Skifahrens nicht.
Skitouren sind ja auch nicht ungefährlich ...
Wir sagen: Das Gefährlichste an einer Skitour sind An- und Heimreise mit dem Auto. Natürlich gibt es nicht die totale Sicherheit, aber die gibt es nirgendwo. Wir können das Risiko von Lawinen aber gut einschätzen. Es ist wichtig, dass man sich gut informiert. Es gibt Kurse, wo man sich Kenntnisse über Material, aber auch über Lawinen aneignen kann. Und dann ist es wichtig, Erfahrungen zu sammeln, viel unterwegs zu sein.
Gerade für Anfänger ist es aber schwierig, die Lawinengefahr richtig einzuordnen. Auf der Skipiste denkt niemand daran und so kann es vorkommen, dass sie es auch im freien Gelände unterschätzen. Es leuchtet dort halt keine Lampe, die anzeigt, ob es nun gefährlich ist oder nicht. Aber: Lawinengefahr ist Lebensgefahr.
Weitere Informationen und Tipps findest du auf: https://www.bfu.ch/de/ratgeber/skitouren