Schwere Vorwürfe

Eidgenössisches Schwingfest soll Sicherheit vernachlässigen

03.06.2022, 14:45 Uhr
· Online seit 03.06.2022, 09:13 Uhr
Ignoriert die Organisation des Eidgenössischen Schwingfests in Pratteln die Vorschläge der Sicherheitsspezialisten? Insider erheben schwere Vorwürfe – und der Sicherheitschef ist aus Protest zurückgetreten.
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Das Eidgenössische Schwing- und Älperfest zieht alle drei Jahre grosse Massen in seinen Bann. Die diesjährige Ausgabe findet in Pratteln im Baselbiet statt. Genau diese Menschenmassen könnten im Notfall in Gefahr sein: Gemäss Recherchen der «Basler Zeitung» gibt es Sicherheitsmängel.

Um was geht es konkret?

Kritisiert wird das Sicherheitskonzept: Es sei unklar, wie in einem Ernstfall die rund 52'000 Menschen evakuiert werden könnten. Im Süden des Geländes fehlen laut der «BaZ» die Fluchtwege für rund 2000 Personen.

Quelle: Grafik Zürich

Ausserdem gebe es zu wenig Fläche für die Menschenmassen, die Bestuhlung und Möblierung sei zu dicht. Sonnenschirme, Festbänke oder Brunnen könnten im Falle einer Massenpanik zu Stolperfallen werden. Weiter heisst es in einem Schreiben, dass die Evakuierung eines Geländeteils «nicht normgerecht» durchgeführt werden könne, schreibt die BaZ weiter.

Sicherheitschef tritt zurück

Das Organisationskomitee rund um den Baselbieter Regierungsrat Thomas Weber (SVP) wisse von den Vorbehalten gegenüber dem Sicherheitskonzept seit November 2021 – passiert sei aber nichts. Aus Protest trat deswegen Sicherheitschef Marcus Müller im April 2022 zurück.

Gegenüber der «BaZ» sagte Müller: «Unsere Sicherheitshinweise wurden nicht immer ernst genommen. Das Finanzielle wurde in den Vordergrund gestellt. Am Ende wollte ich die Verantwortung nicht mehr tragen.» Die Normen und Regeln müsse man einhalten. Zwar gebe es keine hundertprozentige Sicherheit, aber: «Ich muss die Restrisiken kennen und verantworten können.»

Das sagt der Veranstalter

Der Geschäftsführer Matthias Hubeli nahm schriftlich für das Organisationskomitee Stellung: «Aktuell nehmen wir die Detailplanung vor, sodass alle Vorgaben in den verschiedenen Sicherheitsbereichen wie Evakuation und Brandschutz eingehalten werden.» Seit dem Rücktritt von Sicherheitschef Müller habe es allerdings noch keine Anpassungen und Änderungen am Sicherheitskonzept gegeben.

Zur Sicherheit des Schwingfests heisst es: «Wir setzen alles daran, in allen Bereichen unserer Verantwortung gerecht zu werden – selbstverständlich auch im Bereich der Sicherheit.» Und weiter: «Wir stellen durch verschiedene Massnahmen sicher, dass eine Evakuation des Festgeländes jederzeit möglich ist.»

(jaw)

veröffentlicht: 3. Juni 2022 09:13
aktualisiert: 3. Juni 2022 14:45
Quelle: Today-Zentralredaktion

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