Im Rahmen des EU-Projekts «DAFNE» wurde ein modellbasiertes Verfahren entwickelt, mit dem sich Wasserressourcen partizipativ planen und kooperativ bewirtschaften lassen.
«Flüsse sind die Lebensadern vieler Länder», schreibt die ETH in einer Mitteilung vom Freitag. Flüsse lieferten Trinkwasser für Menschen und Brauchwasser für Landwirtschaft und Industrie. Insbesondere im Globalen Süden herrsche ein starker Wettbewerb um den Zugang zu Süsswasserressourcen. Durch die zunehmende Nutzung von Wasserkraft hätten sich Streitigkeiten verschärft.
Als Beispiel wird der Konflikt zwischen Äthiopien und Kenia angeführt: Nachdem Äthiopien 2015 den Megastaudamm Gibe III gebaut hatte, litt die Landwirtschaft in Kenia beträchtlich: Die natürlichen Überflutungen, die fruchtbaren Schlamm auf die Felder bringen, fielen schwächer aus, die Ernte ging zurück.
Man wisse heute zwar, dass man Wassereinzugsgebiete ganzheitlich planen und die Bedürfnisse aller Betroffenen berücksichtigen sollte, schreibt die ETH, aber «konventionelle Planungswerkzeuge sind solchen Herausforderungen meist nicht gewachsen».
Diskussion am Laufen halten, Zukunft simulieren
«Wir wollten zeigen, dass man den Nexus zwischen Wasser, Energie, Nahrungsmitteln und Ökosystemen auch in grossen und grenzüberschreitenden Flusseinzugsgebieten mit verschiedensten Nutzern nachhaltig steuern kann», sagt Paolo Burlando, Professor für Hydrologie und Wasserwirtschaft an der ETH Zürich.
Dazu wurde ein strategisches Entscheidungstool entwickelt, das den verschiedenen Interessengruppen erlaubt, die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Folgen von Eingriffen quantitativ zu bewerten. Dass die «Konkurrenten» dabei permanent miteinander im Gespräch bleiben, war eine der wichtigsten Anforderungen an «DAFNE».
Anwenderinnen der Modellierungswerkzeuge können damit gangbare Entwicklungspfade identifizieren. Ausgewählte Pfade werden mit Hilfe eines hydrologischen Modells und hochaufgelöster Klimaszenarien detailliert simuliert, um die Auswirkungen auf die jeweiligen Wasserressourcen genau zu analysieren. Ein Visualisierungstool hilft schliesslich dabei, Zusammenhänge zu verdeutlichen und Probleme aus verschiedenen Nutzerperspektiven zu betrachten.
*Fachpublikationslink doi: 10.1038/s41467-021-23323-5