113 Kilometer in 15 Stunden zurücklegen und das, indem man 36 Mal den Gurten hoch und wieder herunterrennt – verrückt. Das will Michael Schütz am Freitag machen. Der 29-Jährige ist Langstrecken-Bergläufer und will die Everesting-Challenge als erster Läufer am Berner Hausberg absolvieren. Dabei muss ein beliebiger Berg oder Hügel hinauf und hinab bestiegen werden bis die Höhe des höchsten Bergs der Welt, dem Mount Everest (8848 M.ü.M) erreicht wird.
Weltweit wird die Everesting-Challenge an jeglichen Bergen, Hügel oder auch Treppen zu Fuss oder mit dem Velo bestritten. Viele Regeln gibt es dabei nicht. Man darf jederzeit pausieren. Währenddessen darf aber das GPS nicht ausgeschaltet werden, denn die Zeit läuft während der Pause weiter.
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.
So soll die Challenge ablaufen
Michael Schütz plant nach jeder zweiten Runde, also nach circa 45 Minuten, eine kurze Pause. Nach jeder zehnten Runde soll es dann eine «längere» Pause geben: «so zwei bis drei Minuten». Was er dabei zu sich nimmt, weiss er schon. «Das ist ziemlich wichtig und muss im Voraus ausprobiert werden. Man sollte an diesem Tag nichts Neues experimentieren», erklärt Schütz. In den kleinen Pausen nimmt er Gel-Nahrung zu sich, sowie Kohlenhydrat-Pulver, welches ins Getränk gemischt wird. Während der grösseren Pausen versucht Schütz, etwas Pasta oder Bananenbrot zu essen.
Nervös sei das falsche Wort. «Ich bin leicht angespannt, weil doch viel passieren kann», sagt Schütz. Was könnte denn schiefgehen? «Über das spreche ich nicht gerne», sagt der 29-Jährige. Ein Risikopunkt bei langen Läufen sei, dass der Körper die Nahrung nicht aufnehmen kann – ohne Nahrung kannst du dich nicht 15 Stunden bewegen. «Wenn du nicht essen kannst, ist es eine Frage der Zeit, wann der Lauf vorbei ist». Eine Verletzung, wie ein Misstritt, könnte immer passieren. Und wenn der Kopf nicht mitmachen würde, wird es auch schwierig. «Es gibt viele Kleinigkeiten, die passieren könnten. Ich mache mir aber darüber nicht allzu viele Gedanken».
Für die optimale Vorbereitung braucht es ein gutes Gespür
In dieser Saison hat sich Michael Schütz auf kurze Distanzen (20 bis 30 Kilometer) fokussiert. Das Ziel dabei war, mehr Geschwindigkeit aufzubauen. In den letzten drei bis vier Wochen hat er spezifisch für die Everesting-Challenge trainiert: «Dafür bin ich einfach den Gurten hoch und heruntergerannt», sagt der 29-Jährige. Die gesamte Distanz hat Schütz aber noch nie absolviert. «Nein, das macht man nicht. Das ist zu viel», erklärt der Berner. «Anschliessend müsstest du eine oder sogar zwei Wochen pausieren». Die Everesting-Runde hat er maximal achtmal am Stück gerannt.
Dennoch fühlt sich Schütz bereit für den Lauf. Es sei immer eine Frage, wie viel man trainiert. «Entweder bist du anschliessend verletzt oder du bist bereit. Dafür braucht es ein gutes Gespür», sagt er. In den letzten Jahren habe er es immer ein wenig übertrieben, was zu kleinen Überlastungsverletzungen führte. Dann musste er zwei bis drei Wochen pausieren, was ihn aus dem Trainingsrhythmus brachte. Seit Mai/Juni habe er es im Griff. «Ich konnte deshalb ideal trainieren und fühle mich bereit».
Der Event
Michael Schütz wird am Freitag um 5.00 Uhr starten. Wenn alles nach Plan läuft, sollte er das Ziel um circa 20.00 Uhr erreichen. Zuschauerinnen und Zuschauer sind ab 17.00 Uhr willkommen. In der Wabräu Brauerei gibt es ab 18.00 Uhr ein Pubquiz, Getränke sowie etwas für den kleinen Hunger. Schütz wird nach seinem Lauf dort eintreffen.
Der Lauf findet bei jeder Wetterlage statt. Was noch offen steht, ist der Weg, welcher er nehmen wird. «Wichtig ist, dass du jedes Mal die gleiche Route nimmst», sagt Schütz. Falls es bis zum Start noch zu viel regnet, müsse er noch eine kleine Streckenänderung vornehmen. Wichtig sei, dass die Anpassung nicht während des Laufes passiert. Deshalb fällt diese Entscheidung am Freitagmorgen.
Challenge für alle
Im Vorfeld lancierte Schütz eine Challenge für alle. Dabei soll es nicht darum gehen, die 36 Runden am Gurten auf einmal zu machen. Die Challenge startete im Juni. Die Läuferinnen und Läufer hatten also vier Monate Zeit, so oft wie möglich auf den Gurten zu laufen. «Grund dafür war, dass die Menschen verstehen, wie viel 36 Mal ist», erklärt Schütz. So habe er auch versucht, die Menschen zu animieren, nach draussen zu gehen und sich zu bewegen.
Es hat aber auch geholfen, Menschen auf die Everesting-Challenge aufmerksam zu machen. Mittlerweile gibt es über 800 registrierte Läufe. Einige Tage nach dem Lauf von Schütz werden unter allen, die mitgemacht haben, einige Preise verlost.
Und das alles für den guten Zweck
Bereits im Vorfeld sowie auch während des Events kann gespendet werden. Auch mit dem Konsum vor Ort geht ein Betrag an den guten Zweck. Mit dem gesammelten Geld werden drei Organisationen unterstützt. Diese beschäftigen sich insbesondere mit dem Schutz der Natur und der Tiere.