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Ex-Bundesrätin Leuthard gegen baldige UKW-Abschaltung

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Ex-Bundesrätin Leuthard gegen baldige UKW-Abschaltung

· Online seit 03.06.2021, 16:20 Uhr
Die für 2023 geplante Einstellung der UKW-Radiosender in der Schweiz kommt laut der früheren Medienministerin Doris Leuthard zu früh. Sie riet in einem Interview der jetzigen Landesregierung zu einem Marschhalt.
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Denn erst die Hälfte der Fahrzeuge in der Schweiz sei mit DAB- oder Internetradio ausgerüstet. «Das macht es schwierig, das UKW-Radio voreilig abzuschalten», sagte Leuthard in einem am Donnerstag ausgestrahlten Interview mit Radio 1. Leuthard hatte als damalige Chefin des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) 2017 den Einstellungsentscheid mitverantwortet.

Damals habe sie gedacht, dass es sich bei UKW um ein Auslaufmodell handle, sagte Leuthard, die von 2006 bis 2018 im Bundesrat sass. Sie habe damit gerechnet, dass sich auch in den Autos in der Schweiz neuere Technologien wie DAB+ oder Internet schneller etablieren würden.

Bei einer zu schnellen Abschaltung der UKW-Frequenzen würde die Hälfte der Autos in der Schweiz den Radio-Empfang verlieren, weil bei ihnen immer noch ein UKW-Radio eingebaut sei, sagte Leuthard weiter. Ausserdem würden Millionen von funktionstüchtigen Radiogeräten in der Schweiz nutzlos. «Damit würde Volksvermögen vernichtet, weil niemand mehr diese Geräte brauchen kann. Und das will niemand.»

Vereinbarung von Privatradios

In Europa droht bei der UKW-Abschaltung ein Flickenteppich. In Grossbritannien ist sie für 2032 geplant. In Deutschland und weiteren Ländern gibt es noch kein fixes Abschaltdatum. «Es lohnt sich nicht, wenn die Schweiz einen Alleingang macht», sagte Leuthard. «Die Autos müssen von Norddeutschland bis Süditalien mit Radioempfang fahren können.»

Im Zuge des Übergangs von der analogen zur digitalen drahtlos-terrestrischen Radioverbreitung soll mit den UKW-Frequenzen gemäss einer Vereinbarung der privaten Radiobetreiber bis spätestens im Januar 2023 Schluss ein. Die SRG will ihre UKW-Sender im August 2022 abschalten. Der Bundesrat schuf in den letzten Jahren die rechtlichen Grundlagen für den Umstieg, und er gewährt den Radioveranstaltern während der Übergangsphase finanzielle Unterstützung für die DAB+-Verbreitung.

Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) nahm von Leuthards Aussagen Kenntnis, wie es am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Der Entscheid zur UKW-Abschaltung sei ein Entscheid der Branche, die auch den Zeitpunkt festlege. Ob die Veranstalter nun die UKW- Funkkonzessionen auf den vereinbarten Zeitpunkt zurückgeben würden oder bis zum Ablauf Ende 2024 nutzten, werde zurzeit in der Branche diskutiert.

Immer weniger UKW-Hörer

Eine Erhebung vom Frühling 2020 ergab gemäss dem Marktforschungsinstitut GfK Switzerland, dass die digitale Radionutzung seit Herbst 2015 um 22 Prozentpunkte gestiegen ist. Radiohörerinnen und -hörer empfingen somit täglich 71 von 100 Radiominuten auf digitalem Weg. Gleichzeitig sank die UKW-Nutzung um 22 Prozentpunkte auf 29 Prozent. Nur noch 13 Prozent der Schweizer Bevölkerung hörten demnach im Juni 2020 ausschliesslich analoges UKW-Radio.

Zu den prominenten Gegnern einer baldigen UKW-Abschaltung zählt Radiopionier Roger Schawinski. Über 47'000 Personen unterzeichneten bislang die Online-Petition «Rettet UKW» des 75-jährigen Unternehmers. Im Parlament wurden Vorstösse gegen eine Abschaltung eingereicht.

veröffentlicht: 3. Juni 2021 16:20
aktualisiert: 3. Juni 2021 16:20
Quelle: sda

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