Nach Squid-Game-Hype

Experimente mit Menschen faszinieren schon lange

19.10.2021, 07:49 Uhr
· Online seit 18.10.2021, 19:23 Uhr
Die Psychologie kommt nicht ohne Versuche mit Menschen aus. Zwar sind sie oft gut und hilfreich für die Forschung, die Experimente sind jedoch oft sittenwidrig. Für eine Teilnahme bekommt man häufig ein Entgelt.
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Spätestens nach der Nummer eins Netflix-Serie «Squid Game» weiss man, was man unter psychologischen Menschenexperimente versteht. Doch schon vor dem Netflix-Hit gab es wahre und krasse Menschenexperimente. ArgoviaToday hat euch die drei erschreckendsten Experimente, die mit Menschen durchgeführt wurden, herausgesucht:

Stanford-Prison Experiment (1971)

Studierende aus der Mittelschicht wurden in zwei zufällige Gruppen eingeteilt: Die einen waren Wärter und die anderen Gefangene. Dann begann das Rollenspiel für zwei Wochen. Dazu passend wurde die Gruppe der Gefangenen sogar öffentlich von der Gruppe der Wärter verhaftet und in eine Zelle eingeschlossen. Kaum zu glauben, aber das Experiment eskalierte rasch. Es kam zu einem sadistischen Verhalten bei den Wärtern und zu Zusammenbrüchen bei den Gefangenen. Das Ausmass des Experiments war so krass, dass es nach sechs Tagen abgebrochen werden musste.

Die Erkenntnis beim Experiment war, dass Rollen einen Einfluss auf unser Verhalten haben. Denn wir verhalten uns so, wie die Rolle es von uns erwartet. Dabei kann sogar die Verantwortung für das eigene Verhalten verloren gehen. Zudem kommt, dass man sich als Teil einer Gruppe nicht mehr als Individuum wahrnehmen.

Little-Albert Experiment (1920)

Mit gerade einmal neun Monaten wurde klein Albert zum Experiment. Dem Kleinkind wurden vier Tiere gezeigt: ein Hund, ein Affe, ein Hase und eine Ratte. Mit grosser Faszination sah er den Tieren zu und wollte mit ihnen spielen. Zwei Monate später wurde das Experiment nochmals durchgeführt. Mit einem Haken: Jedes Mal, wenn Albert die Ratte sah, schlug der Forscher mit einem Hammer auf eine Eisenstange, was ein metallisches Geräusch produzierte. Bereits bei der zweiten Wiederholung hatte «Little Albert» Angst und fing an zu weinen. Zudem kam, dass er sich sogar vor Dingen fürchtete, die nur annähernd aussahen wie die Ratte.

Die Erkenntnis beim Experiment war, dass emotionale Reaktionen beim Menschen konditioniert werden können. Es gab jedoch auch jede Menge Kritik gegenüber dem Experiment. Aus ethischen Gründen hätte man es auf keinen Fall durchführen dürfen.

Milgram-Experiment (1982)

Der Psychologe Stanley Milgram wollte mit dem Milgram-Experiment untersuchen, ob die Gehorsamkeit der Deutschen im Nationalsozialismus erklärt werden kann. Bei dem Experiment wurden Lehrer und Schüler zusammen in ein Zimmer gesteckt. Die Lehrer mussten den Schülern eine Frage stellen. Falls die Schüler diese falsch beantworteten, wurden sie von dem Lehrer mit einem elektrischen Schock bestraft. Die Stromstärke wurde bei jeder falschen Antwort erhöht, bis sie am Ende bei 450 Volt (extrem gefährlich) lag. Zudem war im Raum ein Versuchsleiter anwesend. Dieser war dafür verantwortlich, die Lehrer davon zu überzeugen weiterzumachen, falls der Lehrer Schuldgefühle entwickelt. Was die 40 Testpersonen jedoch nicht wussten, war, dass es sich bei den Schülern und den Versuchsleitern um Schauspieler handelte.

Von den 40 Testpersonen vollendeten 26 Personen das Experiment mit dem Höchstwert von 450 Volt. 65 Prozent der Testpersonen sind also den Anweisungen des Versuchsleiters gefolgt, obwohl sie sich der Auswirkungen bewusst waren und oftmals im Konflikt mit ihrem Gewissen handelten. Von den 14 Personen, welche das Experiment vorzeitig beendeten, stoppte niemand bei Stromstärken, die niedriger als 300 Volt waren.

(red.)

veröffentlicht: 18. Oktober 2021 19:23
aktualisiert: 19. Oktober 2021 07:49
Quelle: ArgoviaToday

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