Wir kennen es alles: Man läuft Knie voran in den «Stubetisch» oder schlägt den Ellenbogen an einer Kante an. Der Schmerz ist zu Beginn erdrückend, das Herz klopft und das Wasser hat sich schon längst in den Augen angesammelt. Die Rede ist vom Musikanten-Knochen, Narren- oder Schlüsselbein. Wie ein Stromschlag schiesst der Schmerz durch den ganzen Körper und ein paar Sekunden lang verschwimmt alles. Nach und nach lässt der Schmerz nach. Weshalb es so schmerzt, wenn man eine der genannten Partien anschlägt, haben wir Jules-Nikolaus Rippke, Oberarzt Orthopädie und Traumatologie im Kantonsspital Aarau, gefragt.
Das «Narrenbein» ist ein Nerv
Bei dem Musikanten-Knochen handelt es sich genau genommen um einen Nerv. «Dieser verläuft sehr nahe unter der Haut», so Rippke. Der Fachbegriff heisst Ulnarisnerv und verläuft direkt unter der Haut. Wer den Nerv ertasten will, der wird schnell fündig. Neben dem Ende des Ellenbogenknochens verläuft eine Mulde, in welcher der drei bis vier Millimeter dicke Nerv liegt. Er beginnt im Rückenmark und durchläuft den gesamten Arm. Seine Zuständigkeit betrifft den kleinen und den Ringfinger sowie den gesamten Unterarm auf dieser Seite.
«Wird der Nerv durch einen Anprall gereizt, zeigt sich dies durch eine intensive Schmerzsymptomatik», so Rippke. Zudem ist am Ellenbogen der Ellenhaken und am Knie die Kniescheibe, welche ebenfalls nur mit wenig Unterhautfettgewebe bedeckt sind. «Wenn man diesen anprallt, wird die Knochenhaut leicht gereizt. Da diese gut mit Nervenfasern versorgt sind, wird hierdurch auch häufig eine intensive Schmerzsymptomatik ausgelöst», sagt der Experte. Neben dem Narrenbein und dem Knie gehört auch die Schienbeinvorderkante zu den schmerzintensiveren Stellen.
Kühlen lindert die Schmerzen
Bemerkbar macht sich der Schmerz mit einem intensiven, stechenden Charakter. Bei einer Reizung des Nervs am Narrenbein können zudem elektrisierende Schmerzen und ein Kribbeln im Bereich des Ring- und Kleinfingers auftreten. Massnahmen, um dem Schmerz entgegenzuwirken, gibt es keine. Dieser verflüchtigt sich eigentlich innerhalb weniger Minuten. «Bei länger anhaltenden Beschwerden kann durch Kühlen oder je nach Schmerzintensität einer kurzfristigen Schmerzmitteleinnahme die Symptomatik verkürzen.»
Auch wenn das Narrenbein, Knie oder das Schienbein aufgrund des Anstossens etwas länger schmerzt, braucht sich laut Experte keine Sorgen machen: «Eine Prellung der Knochenhaut kann gelegentlich eine Beschwerdesymptomatik auslösen. Diese bildet sich meist innerhalb einiger Tage bis Wochen selbstständig zurück», sagt Rippke. «Hierdurch kann es zu Heilungsverläufen kommen, die Wochen bis Monate dauern können.» Das ist allerdings sehr selten der Fall.