Anti-Baby-Pille

Frauen verzichten immer mehr auf hormonelle Verhütungsmittel

· Online seit 20.09.2021, 05:44 Uhr
Mit dem Gedanken «Es passiert schon nichts» verzichten die Frauen immer mehr auf hormonelle Verhütungsmittel. So kommt es, dass in den Sprechstunden des KSA vermehrt Frauen auftauchen, die über ungewollte Schwangerschaften oder eine Geschlechtskrankheit klagen.
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Ab dem 1. Januar 2022 werden in Frankreich die Kosten für die Anti-Baby-Pille von der Krankenkasse übernommen. So schreibt Oliver Véran, Gesundheitsminister von Frankreich: «Immer mehr Frauen verzichten aus finanziellen Gründen auf die Verhütung.» Einzige Voraussetzung für die Kostenübernahme ist, dass die Frauen unter 25 sein müssen. Auch in der Schweiz wird immer wieder über die Übernahme der Kosten für die Anti-Baby-Pille durch die Krankenkasse diskutiert.

Angst vor Nebenwirkungen

Gemäss Pharma Suisse nahm die Verschreibung der Anti-Baby-Pille innerhalb von fünf Jahren um rund 30 Prozent ab. Eine in der Schweiz lebende Frau gibt im Durchschnitt für die Pille 188 Franken pro Jahr aus. Rebekka Stähli, Oberärztin der Frauenklinik im KSA vermutet, dass der Preis für den Verzicht auf die Pille nicht ausschlaggebend ist. Viel mehr würden Frauen vermehrt angeben, dass sie lieber auf eine hormonfreie Verhütungsvariante zurückgreifen wollen: «Die Ansichten zur hormonellen Antikonzeption haben sich gewandelt», so Stäheli. So soll die Angst vor Nebenwirkungen, schlechte Erfahrungen und der Wunsch nach natürlichem, körperlichem Erleben den Wunsch nach einer hormonellen Verhütung übersteigen.

«Es passiert schon nichts»

Stähli glaubt deshalb nicht, dass eine Übernahme der Kosten dazu führt, dass junge Frauen die Pille grundlos nehmen würden. Sie beobachtet in der Praxis viel eher, dass der gesellschaftliche und/oder persönliche Druck, sexuell aktiv sein zu müssen, offenbar häufig stärker ist als das Bewusstsein, dass dafür ein geschützter Rahmen von Vorteil wäre: «Leider erlebe ich es viel häufiger, dass vermeintlich aufgeklärte junge, mündige Frauen auf die Einnahme einer Pille oder die Anwendung eines Kondoms aus Non-Chalance und mit dem Gedanken ‹Es passiert schon nichts› verzichten.» Weiter sagt die Gynäkologin: «Es kommt dann vor, dass Frauen ungewollt schwanger oder mit sexuell übertragbaren Krankheiten in der gynäkologischen Sprechstunde erscheinen.»

Eine Zunahme vom Kauf der «Pille danach» lässt sich laut Pharma Suisse jedoch nicht bemerken.

(red.)

veröffentlicht: 20. September 2021 05:44
aktualisiert: 20. September 2021 05:44
Quelle: ArgoviaToday

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