Bei den «Provokateuren», die an einem Absperrzaun vor dem Bundesplatz gerüttelt hätten, handle es sich um «vereinzelte Menschen», die nicht zu den sogenannten «Freiheitstrychlern» gehörten, teilte die Gruppierung in der Nacht auf Samstag mit.
Die Kundgebungsorganisatoren verneinten auch einen «Angriff auf das Bundeshaus», wie der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause den Vorfall bezeichnet hatte. Der Ausdruck sei «propagandistische Stimmungsmache» gegen Kritiker der Corona-Massnahmen.
Der Verein kritisierte die Polizei. Diese hatte seiner Auffassung nach an dem unbewilligten Anlass friedliche Kundgebungsteilnehmer zu wenig vor gewalttätigen Gegendemonstranten geschützt. Ein Mitglied eines eigenen Sicherheitsdiensts sei angegriffen und dabei mittelschwer verletzt worden, so die «Freiheitstrychler».
Ueli Maurer als Vorbild
Die Gruppierung kündigte weitere Proteste an und berief sich dabei explizit auf Bundesrat Ueli Maurer. Der Fakt, dass der Magistrat am Wochenende an einem SVP-Anlass im Kanton Zürich im Hemd der «Freiheitstrychler» posiert habe, verdeutliche die Notwendigkeit von «friedlichem Widerstand gegen die schädlichen Corona-Massnahmen».
Maurer seinerseits erklärte am Freitag gegenüber CH Media, er habe das Shirt an dem Anlass aus «reinem Zufall» etwa fünf Minuten lang angehabt. «Das war keine Provokation, nur schon deshalb nicht, weil ich gar nicht wusste, in welchen Zusammenhang dieses Leibchen offenbar gebracht wird», wurde der Finanzminister zitiert. Maurer hat laut eigenen Angaben an dem Anlass auch zum Impfen aufgerufen.
Gegen viertausend Menschen hatten am Donnerstagabend in Bern gegen Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus demonstriert. Ein Teil der Teilnehmer rüttelte an einem Schutzzaun, der den Zugang zum Bundeshaus versperrte, und zündete Feuerwerk gegen Einsatzkräfte. Die Polizei setzte Wasserwerfer, Gummischrot und Reizgas ein, um die Kundgebung aufzulösen. Bei einer Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen wurde eine Person verletzt.
Bundespräsident Guy Parmelin sowie die Parlamentsspitzen verurteilten die Ausschreitungen. Für den Stadtberner Sicherheitsdirektor wurde «eine rote Linie überschritten». Laut den Behörden hatten Personen wohl Werkzeug mitgeführt und Schrauben am Schutzzaun gelöst. Gegner der Corona-Massnahmen hatten zuvor in sozialen Medien den Sturm auf das US-Kapitol von Anfang dieses Jahres in Washington idealisiert.