Schweiz

Freisinnige wollen Banker-Gier killen

CS-Niedergang

Freisinnige wollen Banker-Gier killen

22.03.2023, 08:00 Uhr
· Online seit 21.03.2023, 16:08 Uhr
Gierige Manager sollen die Credit Suisse ins Verderben gestürzt haben. Das geht auch dem Freisinn zu weit. FDP-Nationalrat Beat Walti fordert, dass die Bankenaufsicht die Lohnsysteme untersucht und frühzeitig eingreift. SP-Chef Cédric Wermuth ist voll des Lobes.
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Wo Geld ist, da ist auch Gier. Im Fall der Credit Suisse hat das Phänomen Überhand genommen und zum Absturz der Schweizer Traditionsbank geführt. Zu Hilfe eilen müssen ihr der Bund und die Schweizerische Nationalbank (SNB). Ein Ausfall der CS hätte «gravierende volkswirtschaftliche Verwerfungen» in der Schweiz und in anderen Ländern zur Folge gehabt, erklärte Finanzministerin Karin Keller-Sutter (FDP).

Einsicht ist trotz des Debakels bei der CS nicht zu spüren – im Gegenteil. An der Auszahlung von Boni hält die Schweizer Traditionsbank fest. Am Dienstagabend hat der Bundesrat die Auszahlung der Boni an CS-Kader teils jedoch gestoppt. Dies betrifft in einigen Fällen rückwirkend auch bereits versprochene Boni aus dem Jahr 2022.

Die Politik von links bis rechts ist sich einig, dass Sondervergütungen in der jetzigen Krise unverschämt sind. Selbst für Freisinnige haben Bankmanager im Streben nach Gewinn und Profit den Bogen überspannt.

«Unseriöses Geschäften»

«Man kann es nicht anders sagen, aber die Gier einzelner Banker war grösser als ihre Vorsicht. Zu Freiheit, Marktwirtschaft gehört auch Verantwortung», sagte FDP-Nationalrat Beat Walti an einer Medienkonferenz am Montag. Diese gelte es wirklich einzufordern.

Ein mangelhaftes Risikomanagement führte laut Finanzportalen dazu, dass die CS durch die Insolvenzen des amerikanischen Hedgefonds Archegos und der australische Finanzfirma Greensill Verluste in Milliardenhöhe einfuhr. Darauf bezog sich Beat Walti auch an der Medienkonferenz. «Es kann nicht sein, dass man in Fällen wie Archegos und Greensill Milliarden versenkt und dann trotzdem noch breitbandig Boni ausbezahlt werden.» Er bezeichnete das Vorgehen als «unseriöses Geschäften», das geahndet werden müsse.

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Walti sieht das Hauptproblem in den Entschädigungssystemen der Grossbanken, wie er auf Anfrage der Today-Redaktion sagt. Die Erfolgssysteme führten dazu, dass Bankmanager Risiken eingingen, bei denen sie die Chance viel grösser einschätzten als das Ausfallrisiko. «Weil man von Geschäftsabschlüssen getrieben ist, die den persönlichen Vorteil steigern, konkret den Lohn.»

Bankmanager machten schulterzuckend weiter

Der FDP-Nationalrat sieht die Bankenaufsicht in der Pflicht. «Damit die Gier nicht Überhand nehmen kann, muss sie ungeeignete Anreizmodelle genau anschauen und bei einem Ungleichgewicht zwischen Chance und Ausfall eingreifen», fordert er.

Im Fall der CS wiederholt sich Einschätzungen zufolge ein gängiges Muster. Unverantwortliche Manager und die Gier nach hohen Renditen führten auch zum Crash der UBS. 2008 musste der Staat die Bank mit einem Milliardenpaket retten.

«Wenn die Bankmanager echte Unternehmer wären, wüssten sie, dass sie die Konsequenzen ihrer riskanten Geschäfte selbst tragen müssten», sagt Beat Walti. Da der Verlust aber die Gesellschaft trage, machten sie schulterzuckend weiter. Um weitere staatliche Rettungen zu verhindern, sei eine Prüfung der Lohnsysteme umso wichtiger.

SP ist erfreut

Bei der SP rennen die Freisinnigen mit ihren Forderungen offene Türen ein. «Das klingt ja wie das Parteiprogramm der SP», sagt Cédric Wermuth erfreut. Er wolle sich in keiner Art und Weise gegen die Forderungen der FDP wehren, so der Co-Präsident der SP. «Ich freue mich, dass die FDP über ihren ideologischen Schatten springt.»

Es gehe nicht um ein moralisches Versagen einzelner Banker, sagt Wermuth. Stattdessen handle es sich um ein systematisches Problem der Banken, bei dem Bankenmanager Risiken auf Kosten der Volkswirtschaft in Kauf nähmen und sich mit Boni belohnten.

Laut Wermuth braucht es in der Bankenwelt eine veränderte Denkweise. «Nötig sind Regeln, damit es sich nicht mehr lohnt, mit solch grossen Risiken zu arbeiten.» Er sei sehr dankbar für die Bereitschaft der Freisinnigen, in dieser Hinsicht die Positionen zu verändern.

veröffentlicht: 21. März 2023 16:08
aktualisiert: 22. März 2023 08:00
Quelle: Today-Zentralredaktion

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