Militär

Gepard, Marder, Dachs – so kamen die deutschen Panzer zu ihren Tiernamen

· Online seit 27.04.2022, 18:51 Uhr
Panzer aus Deutschland geben aktuell viel zu reden, denn Gepard, Marder und Leopard sollen in die Ukraine. Aber warum trägt das Kriegsgerät eigentlich diese tierischen Namen? Der Ursprung liegt im Zweiten Weltkrieg – und hat mehrere Gründe.
Anzeige

Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine ist aktuell oft die Rede von Panzern, Flugabwehrgeschützen und anderem schwerem Militärgerät, das von westlichen Staaten an das osteuropäische Land geliefert werden soll. So soll es bei der Abwehr des russischen Angriffs unterstützt werden.

Die Deutsche Regierung etwa hat ihre anfänglichen Bedenken überwunden und schickt jetzt neben kleineren Waffen auch den Flugabwehrkanonenpanzer Gepard in die Ukraine. Die Typen Marder und Leopard könnten dem Gepard folgen, berichtet der «Tages-Anzeiger».

Inspiration aus dem Tierreich für die Wehrmacht

Primär tragen Militärfahr- oder Flugzeuge technisch-typologische Bezeichnungen wie T-72 oder F-35. Oftmals wird ihnen aber auch ein Beiname gegeben, der im öffentlichen Gedächtnis weitaus besser hängen bleibt. Besonders die deutschen Kriegsmaschinen fallen hier auf. Für sie stehen Grosskatzen oder andere (räuberische) Säugetiere Pate.

Warum ist das eigentlich so? Der Ursprung der Tiernamen im deutschen Militär liegt im Zweiten Weltkrieg, wie man auf der Website der Bundeswehr erfährt. Die deutsche Armee, damals als «Wehrmacht» am Krieg des Naziregimes gegen die Alliierten beteiligt, verwendete bis zu diesem Zeitpunkt nur Abkürzungen und Nummern für ihre Panzer – zum Beispiel PzKpfw I, II oder III.

Ab 1942 bekamen die Fahrzeuge dann die klingenden Tiernamen. Am bekanntesten ist wohl der Kampfpanzer Tiger. Aber auch Panther, Nashorn und Elefant gab es im Arsenal der Wehrmacht. Eine Kuriosität war die Maus. Das Gefährt sollte als eine Art Superpanzer mit einem Gewicht von 188 Tonnen von Porsche gebaut werden. Es entstanden allerdings nur zwei Prototypen.

Überblick schaffen und Angst einflössen

Offiziell ist der Grund für die tierischen Bezeichnungen ab 1942 die steigende Zahl der eingesetzten Fahrzeuge. Es gab immer mehr Typen und durch die Benennung nach Raubtieren konnte man besser den Überblick behalten. Das habe die Zuordnung vereinfacht.

Dazu kam allerdings noch ein psychologischer Aspekt. «Das ursprüngliche Motiv: Der Name soll die Wucht beschwören, mit der ihr Besitzer die Waffe führt», schreibt die Bundeswehr. «Wer sie beim Namen ruft, beschwört ihre tödliche Macht. Das können nüchterne Buchstaben- und Zahlenkombinationen nicht. Ausserdem prägen sich gegenständliche Namen viel besser ein.»

Neuanfang mit dem Leopard

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es die Wehrmacht nicht mehr. Die 1955 gegründete Bundeswehr wurde zunächst mit Panzern aus dem Ausland hochgerüstet. Dabei übernahm sie die Typenbezeichnung der Hersteller wie zum Beispiel beim US-amerikanischen Kampfpanzer M48. Der trägt zwar auch einen Namen, nämlich den des Generals George S. Patton, dieser taucht in der offiziellen Beschreibung allerdings nicht auf.

In den 60er-Jahren lief die Produktion von Rüstungsgütern in Deutschland wieder an – und damit kehrten auch die Tiernamen zurück. Erstmals laut Bundeswehr mit dem Kampfpanzer Leopard. Er wurde 1965 eingeführt. Der Leopard diente als Ausgangsmodell für viele verschiedene Varianten wie den Brückenlegepanzer Biber, den Pionierpanzer Dachs oder eben den Gepard, der jetzt an die Ukraine geliefert werden soll.

All diese Namen sollen auf bestimmte Eigenschaften hinweisen, die dem Fahrzeug zugeschrieben werden. Der Biber überbrückt etwa Gewässer, der Dachs wühlt sich durch die Erde und der Luftlande-Waffenträger Wiesel ist klein, flink und wendig.

Wassertier-Namen für Schweizer Schützenpanzer

Auch Militärfahrzeuge aus Schweizer Produktion wurden nach dem Zweiten Weltkrieg mit tierischen Bezeichnungen ausgestattet. Allerdings bedienen sich hiesige Rüstungsfirmen nicht nur bei Säugetieren. Am bekanntesten ist vermutlich der «Piranha», ein Radschützenpanzer von Mowag aus Kreuzlingen (heute General Dynamics European Land Systems – Mowag GmbH).

Mowag stellte (bzw. stellt) ausserdem die Fahrzeuge Puma, Shark und Eagle her. Sie alle kommen oder kamen bei der Schweizer Armee zum Einsatz. Daneben nutzt das Militär auch deutsche Panzer, etwa den Leopard 2. Saurer arbeitete in den späten 50er-Jahren an einem Schützenpanzer mit dem Namen Tartaruga (italienisch für Schildkröte). Er kam allerdings nicht über das Prototypen-Stadium hinaus.

(osc)

veröffentlicht: 27. April 2022 18:51
aktualisiert: 27. April 2022 18:51
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch