Wenn schon, denn schon

GLP-Nationalrätin fordert Elternzeit für lesbische Paare

· Online seit 29.09.2021, 15:58 Uhr
Das Schweizer Stimmvolk sagte mit seinem Ja zur «Ehe für alle» auch Ja zur Samenspende für lesbische Paare. Für die Berner GLP-Nationalrätin Kathrin Bertschy gibt es aber gerade bei der Fortpflanzungsthematik noch Handlungsbedarf.
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Und zwar beim Mutterschaftsurlaub. Dieser ist nämlich nur für die Frau, die das Kind austrägt, beziehbar. Die Ehepartnerin der Schwangeren, also das zweite Mami des Kindes, hat keinen Anspruch auf bezahlten Urlaub.

Bertschy will bezahlten Urlaub für zweite Mutter

Das will GLP-Nationalrätin Kathrin Bertschy nun ändern. Noch diese Woche plant sie, einen Vorstoss im Parlament einzureichen, wie watson.ch schreibt. Bertschys Forderung ist klar: Sie will, dass der zweiwöchige Vaterschaftsurlaub künftig auch für Frauenpaare gilt. Die aktuelle Gesetzesformulierung sei mangelhaft; der Vaterschaftsurlaub könne nicht sinngemäss bei einem Kind mit zwei Müttern angewendet werden.

Denn heute gilt: Der Bezüger der Vaterschaftsentschädigung muss der rechtliche Vater des Kindes sein. Das Kindesverhältnis entsteht durch Eheschliessung mit der Mutter, durch Vaterschaftsanerkennung oder durch ein Gerichtsurteil. Bei Adoption besteht kein Anspruch auf Vaterschaftsentschädigung.

«Elternzeit» statt «Vaterschaftsurlaub»

Genau das will Bertschy nun ändern. Ausserdem fordert sie, dass der Bundesrat einen geeigneteren Begriff einführt als den «Vaterschaftsurlaub» – beispielsweise «Elternschaftsurlaub». Am besten fände Bertschy, wenn es eine Elternzeit geben würde, unabhängig vom Geschlecht der Elternteile. Die GLP-Nationalrätin zweifelt aber daran, dass es diese bald geben könnte: «Es dürfte aber noch dauern, bis die Schweiz so weit ist. Deshalb soll es wenigstens so schnell wie möglich die zwei Wochen für Co-Mamis geben.»

SVP sieht Befürchtungen zu Salami-Taktik bestätigt

Barbara Steinemann findet den Vorschlag ihrer Nationalratskollegin nicht gut. Sie habe zwar entgegen der Parolenfassung der Partei Ja zur «Ehe für alle» gestimmt, der Vorschlag von Kathrin Bertschy greife aber zu weit: «Jetzt wird über mehr Leistungen diskutiert, anstatt sich einfach mit dem Institut der Ehe zufriedenzugeben», so Steinemann. Das bestätige die Befürchtungen, dass nun immer noch mehr Forderungen kämen.

Dachverband unterstützt Bertschys Vorhaben

Hinter Bertschys Idee steht hingegen der Dachverband der Regenbogenfamilien. Dieser findet den Vorstoss sehr wichtig und unterstützenswert. Für Geschäftsleiterin Maria von Känel ist es sonnenklar, dass die Auszeit vom Job bei allen frischen Eltern wichtig ist für die Bindung zum Kind. Gleichgeschlechtlichen Paaren diese Zeit vorzuenthalten, sei alles andere als fair.

(umt)

veröffentlicht: 29. September 2021 15:58
aktualisiert: 29. September 2021 15:58
Quelle: ArgoviaToday

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