Bei abertausenden Menschen, die zusammen feiern, tanzen und trinken, kann es zu Situationen kommen, in denen man sich unsicher fühlt. Sei es der eigene Kreislauf oder jemand, der dir unangenehm zu nahe kommt – dafür haben viele Bars, Restaurants oder eben auch Festivals bestimmte Losungen oder Schlüsselwörter. Diese sollen betroffene Personen aus der unangenehmen Situation befreien. Meist sind auch Hinweisplakate für diese Losungen beim Tresen oder auf den Toiletten zu finden. Wir haben dir hier mal die gängigen Losungen bei uns und in anderen Ländern zusammengetragen.
«Ist Luisa hier?»
In der Schweiz, in weiten Teilen Österreichs oder auch in Deutschland ist die Frage nach Luisa ein Angebot für Personen, die sich aus einer unangenehmen oder übergriffigen Situation auf einer Party befreien wollen. Mit dieser Frage können sich Menschen ans Personal wenden und erhalten direkt Unterstützung. Zudem kann die betroffene Person selbst bestimmen, wie diese Hilfe genau aussehen soll.
Luisa ist schon in diversen Schweizer Städten angekommen. Neben Zürich können sich unter anderem Hilfesuchende auch in Luzern, Basel oder Winterthur so an das geschulte Personal wenden.
«Wo geht's nach Panama?»
Auf deutschen Festivals wie dem Hurricane, Southside oder dem Deichbrand Festival hat der Konzertveranstalter FKP Scorpio eine Initiative ins Leben gerufen. Der einfache Satz «Wo geht's nach Panama» führt den oder die Hilfesuchende ohne Umwege und Rückfragen aus der unangenehmen Situation. Diese Frage kannst nicht nur von der betroffenen Person genutzt werden, sondern auch, wenn du siehst, dass jemand anderes dringend Unterstützung braucht.
Die Losung wird vom geschulten Festivalpersonal nicht weiter hinterfragt und die Person wird in einen sicheren und abgeschirmten Bereich gebracht. Dann sollen die weiteren Schritte besprochen werden. Zum Beispiel ein Moment der Ruhe oder wenn ein Sanitäter benötigt wird. Ausserdem gibt es auf dem Festivalgelände eine Polizeiwache, bei der im Ernstfall sofort eine Anzeige erstattet werden kann.
«The Angel Shot»
In diversen Bars in den USA, in England oder hierzulande in Pubs können Personen, welche belästigt werden, einen «Angel Shot» bestellen. Damit bekommen sie allerdings keinen Schnaps, sondern Unterstützung. Je nach bestelltem Shot wird der Person dementsprechend geholfen. Mit dem Zusatz «neat» wird die betroffene Person zum Auto eskortiert, mit «on the rocks» rufen die Angestellten ein Taxi und mit «with a lime» direkt die Polizei.
Kenn das so als angel shot. Ist aber eher die version in usa... pic.twitter.com/uBuEZYWruI
— Micha (@Micha93869133) June 10, 2022
«Signal for Help»
Dabei handelt es sich um kein Wort oder Satz, sondern um ein Handsignal. Die kanadische Organisation «Canadian Women's Foundation» hat das «Signal for Help» entwickelt. Es ist ein Handzeichen, um in der Öffentlichkeit diskret anzugeben, dass Hilfe gebraucht wird, ohne ein Wort sagen oder jemanden aktiv involvieren zu müssen. Es ist eine unauffällige Geste, die Leben retten kann. Und so funktioniert das Zeichen:
Gemäss einer Studie von YouGov ist bereits jeder fünfte Festivalbesucher in Grossbritannien sexuell mindestens einmal belästigt worden. Bei Frauen unter 40 Jahren waren es sogar 43 Prozent. Aber lediglich zwei Prozent der betroffenen Personen haben den Vorfall bei der Polizei gemeldet. In Frankreich haben sich 50 Prozent der Befragten unsicher auf einem Festivalgelände gefühlt oder wurden dort schon Opfer von sexueller Gewalt. Aber nur ein kleiner Prozentsatz der betroffenen Personen haben den Vorfall bei der Polizei gemeldet. Viele haben nach wie vor Angst, dass man ihnen nicht glaubt, dass sie nicht ernst genommen werden und sich dafür schämen.