Statistik aus der Schweiz

Jede dritte Person erlebt Gewalt und Diskriminierung im Alltag

· Online seit 09.02.2023, 16:39 Uhr
Im Job, in der Schule, aber auch im öffentlichen Raum werden Menschen immer wieder Opfer von Gewalt. Besonders häufig trifft es Menschen mit Migrationshintergrund und Junge. Das Bewusstsein für die Thematik wächst, reicht aber noch nicht aus.
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Fast jede dritte in der Schweiz lebende Person erlebt nach eigenen Angaben Diskriminierung und Gewalt. Das zeigt die Erhebung «Zusammenleben in der Schweiz» des Bundesamts für Statistik in Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Rassismusbekämpfung und dem Staatssekretariat für Migration. Der Arbeitsmarkt und das Berufsleben werden als relevanteste Felder genannt, in welchen Diskriminierung erlebt wird. Auch im öffentlichen Raum und vor allem in der Schule und im Studium erleben die Befragten Diskriminierung. Insbesondere bei jungen Menschen sind die Werte auffallend hoch.

Junge Menschen haben ein höheres Bewusstsein

Von Diskriminierung und Gewalt sind laut der Erhebung Personen mit Migrationshintergrund überdurchschnittlich stark betroffen – in dieser Gruppe liegt der Anteil bei 40 Prozent. Ebenfalls hoch sind die Werte bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Über die Hälfte der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz zwischen 15 und 24 Jahren gibt an, Diskriminierung und Gewalt erlebt zu haben. «Wir beobachten seit Jahren, dass die Diskriminierungserfahrung in dieser Altersgruppe laufend steigt», erklärt Marianne Helfer, Leiterin der Fachstelle für Rassismusbekämpfung des Bundes.

Warum sind die Zahlen bei jungen Leuten so hoch? «In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen ist die Sensibilität für die Themen Rassismus und Diskriminierung sehr gross», sagt Helfer. Dank der Vernetzung über das Internet hätten junge Menschen heute mehr Wissen über Rassismus und Diskriminierung. Dies zeige sich insbesondere darin, dass junge Menschen über das richtige Vokabular verfügen. «Sie haben die Worte, um diskriminierende Erfahrungen zu benennen und zu beschreiben. Und hoffentlich auch die Möglichkeiten entsprechend darauf zu reagieren», so Helfer.

Trends bleiben gleich

Das Bewusstsein für die genannten Problematiken ist in der Schweiz leicht wachsend. 34 Prozent der Befragten gaben an, dass die Massnahmen zur Rassismusbekämpfung nicht ausreichen. 2020 waren es 32 Prozent, 2018 31 Prozent. «Im städtischen Raum ist das Bewusstsein leicht höher als im ländlichen Raum», ergänzt Helfer.

Die Erhebung liefert seit über zehn Jahren Erkenntnisse zu Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung in der Schweiz. Die Ergebnisse sind relativ stabil über die Zeit. «Wir stellen aber eine leichte Öffnungstendenz fest», sagt Helfer. Das heisst, dass negative Einstellungen gegenüber Minderheiten tendenziell abnehmen. «Allerdings muss auch gesagt werden, dass sich negative Stereotype, insbesondere gegenüber jüdischen und muslimischen Personen, hartnäckig halten», so die Expertin.

veröffentlicht: 9. Februar 2023 16:39
aktualisiert: 9. Februar 2023 16:39
Quelle: Today-Zentralredaktion

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