Seit Jahren erwirtschaftet die Schweizerische Post stets weniger Gewinn: Im Jahr 2022 etwa konnten rund 150 Millionen Franken weniger im Sparkässeli verzeichnet werden als im Vorjahr. Die Gründe dafür sind vielfältig. Das ursprüngliche Kerngeschäft der Briefe schrumpft immer stärker. Und die Paketflut, mit denen Pöstlerinnen und Pöstler zu kämpfen haben, zieht auch andere Lieferdienste an. Auch bei den Postautos ist kein Gewinn zu erwarten – denn als öffentlicher Verkehr darf dieser gar keinen Gewinn machen.
Doch was macht die Post gegen diese Entwicklung? Vor einem Jahr schon wurde der Preis für Briefmarken erhöht. Und damit nicht genug: Gemäss Post-Chef Cirillo sollen in Zukunft auch die Päckli teurer werden. Wie er in einem Interview gegenüber der Zeitung «Blick» zugibt, sei das keine einfache Entscheidung gewesen. Aber wenn das nicht möglich sei, so Cirillo, «droht der Dienstleistungsabbau!» Ein Dienstleistungsabbau, der anscheinend schon Tatsache ist. Denn just in der vergangenen Woche wurde bekannt, dass die Post heimlich immer mehr Filialen schliesst.
Ist die Werbung ein Ausweg?
Ein weiterer Kernmarkt der Post ist die Werbung – neben der Brief- und Paketzustellung gehöre diese gemäss dem Geschäftsbericht des Konzerns zu den grössten Geschäftszweigen. Doch auch hier besteht ein Problem: Immer mehr Personen kleben einen «Bitte keine Werbung»-Kleber auf ihren Briefkasten. So kann die Post kein Geld verdienen.
Aus diesem Grund startete sie eine Aktion: In den vergangenen Wochen kriegten viele «werbefeindliche» Kundinnen und Kunden Post von der Post. Betitelt mit «So einfach verpassen Sie nichts mehr», verschickte die Post Sticker, um Werbung zuzulassen. Diese zeigen Slogans wie «Werbung Willkommen» oder «Keine Angst vor Werbung» mit einem blauen Monster, das einen Brief in den Händen hält.
Über 2500 Franken gespart
Wie die Post im Begleitbrief zu den Klebern schreibt, gehe es bei der Aktion darum, dass man mit Werbung viel Geld sparen könne. Im Schnitt spare man 2548 Franken pro Jahr durch Aktionsprospekte und man unterstütze die lokale Wirtschaft. Ein hehres Ziel. Zusätzlich kann man bei einem Wettbewerb der Post teilnehmen – vorausgesetzt, man lässt Werbung am eigenen Briefkasten zu. Dass die Post an der Werbung selbst viel Geld verdient, wird aus der Broschüre nicht klar.
«Diese Aktion ist eine riesige Sauerei», meint eine erboste Leserin gegenüber PilatusToday und Tele 1. Sie wolle erstens keine Werbung bekommen, auch jene der Post nicht. Zweitens kritisiert sie den Umweltaspekt: «Die Post will klimaneutral sein – und dann macht sie Werbung für ganz viel Papier!» Die Post selbst kann natürlich nur die eigenen Sendungen beeinflussen, und diese seien gemäss Post-Sprecherin Nathalie Dérobert klimaneutral – und das schon seit 2017.
Vor allem die Post verdient
Doch ist das Ziel der Post wirklich, dass die lokale Wirtschaft Geld verdient? Dazu sagt Post-Sprecherin Dérobert, dass die Post mit dieser Aktion primär Auftraggeber für Versande gewinnen will. Aber die Sprecherin gibt klar zu verstehen: «Wenn Kunden den Stopp-Kleber entfernen, kann die Post mehr Sendungen zustellen.» Das sei im momentanen Markt mit der schrumpfenden Anzahl Briefe sehr wichtig, um Arbeitsstellen zu sichern, denn die Post müsse wirtschaftlich sein.
Die Aktion läuft seit März in den Zentralschweizer Kantonen und in Zürich. Bisher wurde die Werbung an rund 160'000 Adressatinnen und Adressaten gesendet. Ähnliche Aktionen gibt es schon seit acht Jahren. Etwas dagegen zu unternehmen, ist schwierig. Falls man die Sendung nicht will, ist das Altpapier oft der einfachste Weg dazu. Bis zur nächsten Aktion.
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