Der Einkaufstourismus zieht wieder an: Immer mehr Menschen aus der Schweiz gehen wieder in den Nachbarländern einkaufen. Das geht aus der jüngsten Auswertungen der Swiss Retail Federation, dem Verband der Detailhandelsunternehmen in der Schweiz, hervor. Im ersten Halbjahr 2023 sind die Zahlen um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Der Handelsverband Südbaden bestätigt gegenüber dem «Südkurier», dass wieder mehr Kundschaft aus der Schweiz in Deutschland einkaufen geht. «Das Vor-Corona-Niveau ist noch nicht erreicht, nähert sich dem aber an», erklärt Jennifer Ribler, Bereichsleitung Kommunikation.
Einkaufstourismus nimmt wieder zu
Das bestätigen auch der Waldshuter Werbe- und Förderungskreis und die Tiengener Aktionsgemeinschaft: «Der Einkaufstourismus hat wieder angezogen», sagt Nikola Kögel, Geschäftsführerin der Aktionsgemeinschaft Tiengen, zur Zeitung. Das Niveau von vor der Krise sei aber sowohl in Waldshut als auch in Tiengen noch nicht erreicht. «Wir haben im ersten Halbjahr einen Anstieg gemerkt», so Kögel. Ob es am starken Franken liege, könne sie aber nicht sagen. «Wir hören aber sehr oft, dass es sich bei den Kunden entweder um Stammkundschaft handelt, die regelmässig bestimmte Läden aufsuchen oder Kunden, die Tiengen neu entdecken und einen Ausflug machen», so Kögel.
Vor allem unter der Woche könnte die Frequenz besser sein, so Kögel. «An den Samstagen merkt man, dass die Menschen gerne wieder zum Bummeln, Kaffee trinken und Freunde treffen in der Innenstadt unterwegs sind.» Viele gehen aber noch eher online einkaufen als wieder in die Läden. Aber auch die hohe Inflation in Deutschland könne eine Rolle spielen. Da komme es aber sehr auf die Branche an, sagt Ribler. «Während zum Beispiel im Modehandel Preise in einem akzeptablen Rahmen erhöht wurden und es daher weniger ins Gewicht fällt, merkt die Schweizer Kundschaft im Lebensmitteleinzelhandel, dass viele Dinge teurer geworden sind.»
Kostenlose Parkplätze und längere Öffnungszeiten locken Kundschaft an
Einige würden dabei auch ausblenden, dass man bei einem Einkauf von 50,01 Euro noch die Mehrwertsteuer zurückbekomme. Dazu kommen die längeren Öffnungszeiten in Deutschland und die kostengünstigen und häufig kostenlosen Parkplätze, welche Schweizerinnen und Schweizer über die Grenze locken würden.
Um dem entgegenzuwirken, sucht der Neumarkt in Brugg nach einem Influencer. Damit soll einem möglichst breiten Publikum das Interesse an dem Einkaufszentrum und dessen Geschäften geweckt werden.
Die Swiss Retail Federation geht davon aus, dass das Vor-Corona-Niveau noch in diesem Jahr erreicht wird und insgesamt rund zehn Milliarden Schweizer Franken abfliessen.
(sib)