Das Niveau war laut Kühne allerdings tiefer, was für Einbrüche im Jahresergebnis sorgte, «die aber weniger dramatisch ausfielen als befürchtet». Zu Beginn der Pandemie, von März bis Mai 2020, sei das Geschäftsvolumen aber erheblich zurückgegangen, sagte er.
Ab Juni 2020 habe das Geschäft dann wieder angezogen. «Und im Herbst ging es in einen Boom über», erklärte Kühne. Während der zweiten Pandemiephase seien vor allem der Seeverkehr und das Luftfrachtgeschäft sehr stark gewesen, weil viel medizinisches Zubehör und Pharmazeutika transportiert wurden.
«Passagierflüge, die normalerweise Fracht mittransportieren, gab es kaum mehr, alles musste über Frachtflugzeuge bewältigt werden», sagte Kühne. Und die Kunden hätten für den Transport auch gut bezahlt, weil es wichtig gewesen sei, dass überhaupt Ware transportiert werden konnte. Dadurch habe das aktuelle Jahr mit einem «beachtlichen Ergebnis im ersten Quartal sehr gut begonnen», so Kühne.
Schweiz soll sich in Richtung EU orientieren
Die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China wirken sich laut Kühne nicht negativ auf das Geschäft des Logistikkonzerns aus. Der Transport zwischen Asien und Amerika sei nach wie vor umfangreich, erklärte Kühne. «Ich verstehe manchmal selbst nicht, warum die Handelshemmnisse keine grösseren Auswirkungen haben», räumte er ein. Sie würden wohl Branchen betreffen, die für Kühne+Nagel weniger relevant seien.
Ausserdem werde mehr darüber gesprochen als wirklich agiert, sagte Kühne. «Es wird sehr viel gedroht, aber in der Praxis läuft das Geschäft weiter.»
Negativ bewertet er allerdings die vom Bundesrat abgebrochenen Verhandlungen mit der EU über das Rahmenabkommen. Geht es laut Kühne, so solle die Schweiz zwar ihren eigenständigen Status bewahren, sich aber in Richtung Europa orientieren. «Europa muss ein Block sein, der mit Amerika und China einigermassen mithalten kann», sagte er.
Für das Geschäft von Kühne+Nagel erwartet er durch die abgebrochenen Verhandlungen zwischen der Schweiz und der EU allerdings keine negativen Auswirkungen. Es sei zu vermuten, dass es auch ohne Rahmenabkommen bilateral weitergeht. «Schlecht für uns wäre, wenn es Restriktionen für ausländische Arbeitskräfte geben würde», sagte Kühne.
Der in der Schweiz lebende deutsche Unternehmer fühlt sich als laut eigener Aussage als Europäer. Die Schweizer Staatsbürgerschaft hat er aber trotz langjährigem Wohnsitz im Kanton Schwyz nie angenommen.
Nachfolge geregelt
Der 84-Jährige Kühne, der nach langen Jahren als Geschäftsführer und Verwaltungsrat bei Kühne+Nagel noch als Ehrenpräsident im Verwaltungsrat sitzt, ist kinderlos. Wenn er einmal wegfalle, sei jedoch alles geregelt. Dann werden die Anteile seiner Holding, über die er eine Aktienmehrheit am Unternehmen hält, an eine Stiftung übergehen.