Der Name Ernst Beyeler (1921-2010) ist verbunden mit einigen der spektakulärsten Kunsthandelsaktionen der Geschichte. Die 1969 von ihm mitinitiierte Gründung der weltweit führenden Kunstmesse Art Basel ist nur eines von vielen Kapiteln. 1997 eröffnete der Händler, der zum grossen Sammler avanciert war, mit der Fondation Beyeler in Riehen BS das erfolgreichste Kunstmuseum der Schweiz.
Gradlinig verlief dieser Werdegang zum «seigneur des arts», wie ihn die französische Zeitung «Le Figaro» einst nannte, nicht. Es war vielmehr ein Zusammenspiel von Liebe, Glück und Zufall, gepaart mit einem hohen Mass an Gespür und Risikobereitschaft.
Dies begann 1945, als der Sohn eines Bahnbeamten nach dem Tod des Besitzers das Antiquariat übernahm, bei dem er beschäftigt war. Er stand vor einem Schuldenberg, bis er in den Beständen des Geschäfts eine wertvolle Grafikmappe mit Werken von Goya entdeckte, die er dem Kunsthaus Zürich verkaufen konnte.
Händlerglück mit Klee und Giacometti
Diese Risikobereitschaft führte ihn zu zwei weiteren Handels-Glücksgriffen, die weltweit für Schlagzeilen sorgten. Beide hingen mit der Person des Stahltycoons G. David Thompson aus Pittsburgh USA zusammen.
1959 übernahm Beyeler aus Thompsons Sammlung 104 Arbeiten von Paul Klee. Er ging damit ein finanzielles Wagnis ein, das sich aber auszahlen sollte. 1960 konnte er 86 dieser Werke an die damals neu gegründete Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf weiterverkaufen.
1962 kam es zum zweiten, ähnlich gearteten Streich, als Beyeler Thompsons grosse Giacometti-Sammlung mit 61 Skulpturen, 7 Gemälden und 21 Zeichnungen übernahm. Der Kunsthändler wollte im Einvernehmen mit Alberto Giacometti ein Auseinanderreissen der Sammlung verhindern. Es dauerte aber fünf Jahre, bis sich mit der neu gegründeten Giacometti-Stiftung endlich ein Käufer fand.
Ladenhüter als Grundsteine der Sammlung
Bis zur Aufgabe seiner legendären Galerie an der Bäumleingasse gingen rund 16'000 Kunstwerke durch Beyelers Hände. Lange bevor er selber zum Kunstsammler wurde, trug er damit zum Aufbau vieler bedeutender Privat- und Museumssammlungen bei.
Am Anfang seiner eigenen Sammlung standen Bilder, für die er keine Käuferinnen und Käufer fand - was angesichts des Rangs, den diese Werke besitzen, schwer nachvollziehbar ist. Claude Monets epochales Seerosen-Triptychon «Le Bassin aux nymphéas» ist so ein Beispiel. Jahrelang blieb der Kunsthändler auf dem neun Meter breiten Werk, das er in drei Ausstellung präsentiert hatte, sitzen.
Schliesslich habe er beschlossen, es zu behalten, schrieb er im ersten Sammlungskatalog. Er habe sich überlegt, vielleicht mal ein eigenes Museum zu eröffnen - eine damals noch ferne Idee -, sonst «gäbe es das Bild nicht mehr in meiner Sammlung».
Aus dem Händlerfrust entwickelte sich Sammlerlust, zu der auch Beyelers Ehefrau Hildy massgeblich beitrug. In einem Text von 1989 zitierte er dazu seinen Pariser Kollegen Alexandre Bernheim mit den Worten: «Les clients qui m'achètent me font vivre, ceux qui ne m'achètent pas m'enrichissent» («Die Kunden, die bei mir kaufen, ermöglichen mein Leben, diejenigen, die nicht kaufen, bereichern mich»).
Mit der Gründung seiner Stiftung 1982 und schliesslich seines Museums, dem er bis 2003 als Direktor vorstand, trug Beyeler diese Bereicherung weit über seine Person hinaus. Mit dem eigenen Museum kam Beyeler von seinen ursprünglichen Plänen ab, seine Sammlung dem Basler Kunstmuseum zu schenken.
In dem von Renzo Piano entworfenen Museumsbau sind nicht nur die rund 400 Sammlungswerke des Impressionismus, der klassischen Moderne und der Gegenwart zu sehen. Beyeler sorgte mit regelmässigen Sonderausstellungen von Beginn weg dafür, dass seine Fondation zum Publikumsmagneten avancierte.
«Ernst Beyeler pflegte zu sagen: ‹Wir haben keine Angst vor Erfolg›», sagt der heutige Museumsdirektor Sam Keller dazu. Er führt seit 2008 das Erbe des 2010 im Alter von 88 Jahren verstorbenen Museumsgründers in diesem Sinn weiter.