Quelle: SRF / ZüriToday / Olivia Eberhardt
Beim Einkaufen bückt sich Monika Steiger mehrheitlich. Auf diese Weise erwischt die Dietikerin die Produkte, die sie sich leisten kann. «In den unteren Regalen sind die billigsten Produkte», sagt die 75-Jährige in der neusten Folge der SRF-Dok-Serie «Mona Mittendrin». Darin begegnet Moderatorin Mona Vetsch armutsbetroffenen Menschen.
Monika Steiger schlitterte nach dem Tod ihres Mannes vor zwei Jahren in die Altersarmut. 16 Jahre pflegte sie ihren Mann zu Hause. Dafür musste sie ihren Job aufgeben. Sie habe eine kleine Pensionskasse gehabt, ihr Mann keine. Den späteren Pflegeplatz ihres Mannes konnte Steiger nicht mehr bezahlen. «Darum wurde meine Pensionskasse verpfändet.»
Traum einer Zugreise
Seither muss Steiger mit 1100 Franken pro Monat über die Runden kommen. Gleichzeitig hat sie offene Rechnungen von 9000 Franken. Um diese abzustottern, muss sie jeden Franken zweimal umdrehen. Besonders bitter ist: Arbeitslos war Steiger nie. 30 Jahre lang arbeitete sie in einer Druckerei – und das «schwer», wie sie anfügt.
In Dietikon wohnt sie seit 50 Jahren in einer kleinen, einfach eingerichteten Wohnung. Direkt davor rattert der Zug vorbei. Dieser nervt sie nicht, sondern bringt sie zum Träumen. Schon lange träumt sie davon, mit dem Zug im Bistro-Wagen die Schweiz zu bereisen.
«Einfacher und demütiger Wunsch»
Das Schicksal der armutsbetroffenen Dietikerin liess Parvez Sheik Fareed nicht mehr los. Nachdem er den Fernseher am Mittwochabend ausgeschaltet hatte, setzte sich der Zürcher Werber an den Computer und startete ein Crowdfunding für Steiger. Er habe heftig gefunden, was sie alles habe durchmachen müssen, sagt Sheik Fareed zu ZüriToday. «Als sie diesen einfachen und demütigen Wunsch, die Schweiz mit dem Zug kennenzulernen äusserte, dachte ich, dass es ja nicht so schwer ist, einen solchen zu erfüllen.»
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Ursprünglich wollte Sheik Fareed auf der Crowdfunding-Plattform «Go-Fund-Me» ein Spendenziel von 3000 Franken erreichen, um Monika Steiger ein Senioren-GA zu finanzieren. «Bereits am Donnerstagmittag war dieses Ziel bei Weitem übertroffen worden», sagt Sheik Fareed. Damit sie auch ihre Schulden tilgen könne, habe er die Aktion verlängert.
Bis am Freitag kamen über 18'000 Franken zusammen. «Sobald der Verifizierungsprozess auf der Crowdfunding-Plattform abgeschlossen ist, überweise ich ihr das Geld.» Er rechne damit, dass dies in den nächsten zwei Wochen der Fall sei.
«Plötzlich so viel Glück ist etwas Fremdes»
Monika Steiger ist von der grossen Solidarität überwältigt. «Ich bin ganz nervös und durcheinander», sagt sie am Freitagnachmittag zu ZüriToday. Sie habe fast weinen müssen, als sie davon erfahren habe. «Es ist etwas Fremdes für mich, plötzlich so viel Glück zu haben», sagt sie den Tränen nahe. Dank des Geldes könne sie auf einen Schlag sämtliche Schulden tilgen, sagt sie erleichtert.
Schon riesig freut sich die Dietikerin auf die lang ersehnte Zugfahrt – es wäre sage und schreibe ihre dritte im ganzen Leben. «1957 reiste ich einmal nach Winterthur und vor zehn Jahren mit meinem Sohn nach Zürich, um das Landesmuseum zu besuchen.»