Enttäuschendes Fest

Restaurants knausern bei den Weihnachtsessen

· Online seit 16.12.2022, 14:58 Uhr
Kleine Portionen, kaum Deko und unfreundliches Personal: Einige Restaurants boten Firmengästen am Weihnachtsessen einen enttäuschenden Abend. Eine Konsumentenschützerin empfiehlt den Betrieben Transparenz.
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Nach einem Caquelon pro Tischgruppe war der Fondueplausch vorbei. Brot und Kartoffeln waren schon ausgegangen, bevor die Gäste in der Bodenkruste des Fondues zu stochern begannen. Wer Glück hatte, erwischte noch ein Silberzwiebelchen und ein Gürkchen aus den Mini-Gläschen. Mit einem Früchtetellerchen für vier Personen liess auch das Dessert in einem Zürcher Lokal zu wünschen übrig. Das Weihnachtsessen mit der Firma fiel dieses Jahr aber nicht nur für die Gäste dieses Restaurants enttäuschend aus.

Beim Schweizerischen Konsumentenforum (KF) haben sich diese Saison bereits weitere Firmengäste über das gebotene Weihnachtsessen von Restaurants beklagt. «Es gab solche, die sagten, dass sie das Restaurant hungrig verlassen hätten», sagt KF-Präsidentin Babette Sigg Frank. Die Portionen seien sichtbar kleiner ausgefallen. Dies sei insbesondere bei Fleischgerichten der Fall gewesen.

«Für vegetarische Gäste gab es nur Beilagen»

Auch erfuhr Sigg Frank, dass Restaurants insbesondere bei den vegetarischen Alternativmenüs knauserten. «So gab es für vegetarische Gäste nur die Beilagen des Fleischmenüs. Für eine kreative Alternative hatte man sich keine Mühe gegeben.»

Die Kritik geht aber über das gebotene Menü hinaus. Die Firmengäste vermissten laut Sigg Frank auch ein weihnachtliches Ambiente: «Die Lokale hatten im Gegensatz zu früheren Jahren den Tisch kaum mit Dekoration geschmückt.» Auch sei die Gastfreundlichkeit auf der Strecke geblieben. «Die Firmengäste hatten das Gefühl, das Personal sei froh, wenn sie das Restaurant so schnell wie möglich wieder verlassen.»

Es braucht offene Kommunikation

Die Präsidentin des Konsumentenforums vermutet, dass manche Lokalbesitzer wegen der steigenden Energiekosten alles tun, um sich ein finanzielles Polster anzulegen. «Das geht dann manchmal auch auf Kosten des Weihnachtsessens.»

Sigg Frank hat ein gewisses Verständnis, wenn Restaurantbesitzer in der herausfordernden Situation etwas knausrig sein müssen. Sie empfiehlt den Betrieben aber, dies offen zu kommunizieren. «Mit einem Kärtchen auf dem Tisch, auf dem sich der Betrieb für die kleineren Portionen entschuldigt, nimmt er den Gästen gleich viel Wind aus den Segeln.»

Personalmangel sei eine Herausforderung

Der Verband Gastrosuisse kann sich auf Anfrage mangels Kenntnissen über die Lokale und die genauen Umstände dazu nicht äussern. Mediensprecherin Iris Wettstein macht darauf aufmerksam, dass der Personalmangel, den das Gastgewerbe und viele andere Branchen auch spüren, eine Herausforderung sei.

Aus diesem Grund habe Gastrosuisse an seiner Delegiertenversammlung Ende Mai einen Fünf-Punkte-Plan präsentiert, wie dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden solle: «Wir müssen die Attraktivität unserer Berufsbilder und unserer Branche steigern.»

So negativ die Rückmeldungen zu den Weihnachtsessen waren, so positiv bleibt Babette Sigg Frank ein Besuch kürzlich in einem renommierten Zürcher Hotel in Erinnerung. «Zack, war während der Sitzung der Strom weg. Und das nicht nur für Minuten», berichtet sie.

Das Personal habe mit einem Super-Service reagiert. «Sofort kamen Kerzen auf den Tisch, und nach einer Stunde machte der Küchenchef die Runde, um mitzuteilen, dass der Businesslunch vermutlich ausfallen müsse, er aber selbstverständlich einen Sandwich-Zmittag servieren werde.» Für sie steht fest: «Mit einem guten Service und prompten Informationen ist nichts ein Problem.»

veröffentlicht: 16. Dezember 2022 14:58
aktualisiert: 16. Dezember 2022 14:58
Quelle: Today-Zentralredaktion

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