Die noch namenlose Landmasse befindet sich 780 Meter nördlich von Oodaaq am nördlichsten Zipfel Grönlands, wie die Universität Kopenhagen mitteilte. Diese 700 Kilometer vom Nordpol entfernte Insel galt bisher als die nördlichste der Welt.
Die von den Forschern nun entdeckte Insel misst rund 30 bis 60 Meter und liegt nur drei bis vier Meter über dem Meeresspiegel. Die Wissenschaftler halten es für möglich, dass sie zur Kategorie der «Inseln mit kurzer Lebensdauer» gehört. Im Prinzip könne die Insel verschwinden, sobald ein starkes Unwetter komme, erklärte der Expeditionsleiter und Geowissenschaftler Morten Rasch.
Finanziert wurde die Expedition von der Schweizer Unternehmerin Christiane Leister, wie die «NZZ am Sonntag» und der «SonntagsBlick» berichteten. Die 66-jährige Verwaltungsratspräsidentin des gleichnamigen internationalen Industriekonzerns mit Sitz in Obwalden nahm persönlich an der Expedition teil. Die Ökonomin, die auch Mitglied des ETH-Rats ist, zählt laut der «Bilanz» zu den 300 reichsten Personen in der Schweiz.
Fehler auf Navigationsgerät
«Wir fühlten uns wie jene Entdecker, die früher, vielleicht vom Wind abgetrieben, an einem ganz anderen Ort landeten, als sie glaubten», wurde Leister in der «NZZ am Sonntag» zitiert. Die Teilnehmer hätten dann Proben gesammelt, einen kleinen Steinhaufen gebaut und eine Nachricht hinterlassen. Schliesslich hätte die Gruppe ein Bad genommen, «eher zeremoniell, mit den Füssen - das Wasser ist ja eiskalt», erzählte Leister weiter.
Wie Forschungsleiter Rasch berichtete, waren er und seine Kollegen während ihrer Exkursion im Juli davon ausgegangen, sich auf der Insel Oodaaq zu befinden. Später seien sie über einen Fehler auf Raschs Navigationsgerät informiert worden. «In Wirklichkeit hatten wir eine neue Insel weiter nördlich entdeckt», erklärte Rasch. Seiner Auffassung nach vergrössert die Entdeckung das Königreich Dänemark geringfügig.
Der Wissenschaftler gab zu bedenken, dass die neu entdeckte Insel womöglich nicht lange Bestand haben könnte. Sie bestehe hauptsächlich aus kleinen Ansammlungen von Schlamm und Kies - wahrscheinlich das Ergebnis eines Sturms. «Keiner weiss, wie lange sie dableiben wird. Im Prinzip könnte sie verschwinden, sobald ein weiterer mächtiger Sturm kommt», so Rasch.