Wetter

So stehts um die Gletscherschmelze in den Schweizer Alpen

11.10.2022, 16:05 Uhr
· Online seit 06.07.2022, 16:29 Uhr
Die Gletscher schmelzen, dies führte diesen Sommer bereits zu tragischen Unfällen. Zu den Rekordwerten kam es wegen einer Kette von verschiedenen Ereignissen. Ein Überblick.
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Die Gletscher schmelzen teilweise so schnell wie noch nie. Anfang Juli forderte ein tragischer Gletscherabbruch in den Dolomiten mindestens sieben Menschenleben. Im Juni gab es zwei Tote im Wallis. Beachtet man die aktuelle Masse der Gletscher im Alpenraum und die Schneebedeckung in den Bergen, deutet vieles auf ein Rekordjahr hin. Dies zeigt eine Auswertung von MeteoNews des bisherigen Jahres – und sie lässt für den Sommer nichts Positives vermuten.

Wie sieht es mit den Schneemengen aus?

Am 6. Juni waren am Weissfluhjoch im Bündnerland bereits die Hälfte der Messstationen schneefrei. Seit Messbeginn im Jahr 1936 kam dies nur einmal früher vor, am 3. Juni 1947. Über den letzten Winter lag nur an 216 Tagen Schnee, das ist so wenig wie noch nie. Der Säntis war nur eine Woche schneefrei. Auch hier gab es das nur einmal zuvor, im Jahr 2003. MeteoNews fügt hier allerdings an, dass der Messort mehrfach verschoben wurde.

Wie steht es um die Schweizer Gletscher?

Auch auf den Gletschern in der Schweiz hats immer weniger Schnee: Der Plaine Morte in den Berner Alpen ist bereits seit Anfang Juli schneefrei. «Auch der Findelgletscher in der Nähe von Zermatt erinnert momentan eher an Anfang September und nicht an Juli», schreibt MeteoNews. Normalerweise liegen hier Anfang Oktober die kleinsten Schneemengen.

Was sind die Gründe für die Rekordwerte?

Die aktuelle Situation sei das Ergebnis einer Verkettung von aussergewöhnlichen Ereignissen. Im letzten Winter fielen unterdurchschnittliche Schneemengen. Besonders in den südlichen Alpen war das Defizit hoch. Teilweise haben die Stationen nur 30 Prozent der üblichen Schneefallmengen gemessen. Am Weissfluhjoch gab es den gesamten Winter über sechseinhalb Meter Schnee. Nach Klimanorm fehlten somit mehr als drei Meter. Auf dem Säntis fielen im März mit 20.8 Milimeter sogar nur 10 Prozent der Norm-Schneemenge – so wenig wie noch überhaupt nie seit Messbeginn.

Dazu kommt, dass der März ein sehr trockener Monat war und Tiefdruckgebiete schaufelten wiederholt Saharastaub in den Alpenraum. Der Sand lagerte sich auf dem Schnee ab. Die Folge: Wegen der orange-rötlichen Verfärbung reflektierte der Schnee weniger Sonnenstrahlung zurück. Dadurch erwärmt sich die Oberfläche schneller und der Schnee schmilzt.

Der April verlief danach laut MeteoNews unspektakulär. Weiter ging es ab Mai. Hier gab es rekordhohe Durchschnittstemperaturen. Besonders erwähnenswert sei hier die Hitzewelle Mitte Juni. Die Schweizer Gletscher haben in dieser Zeit mehr als 300 Millionen Tonnen an Schnee- und Eismassen verloren.

Wie gehts im Sommer weiter?

Negative Bilanzen seien für den Sommer 2022 gegeben. Bereits jetzt liegen viele Gletscher frei und mit dem hohen Sonnenstand büssen diese noch mehr Gletschermasse ein. Ob die Rekordschmelze von 2003 übertroffen wird, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Besonders von Bedeutung sei dabei das Wetter im Juli und August.

veröffentlicht: 6. Juli 2022 16:29
aktualisiert: 11. Oktober 2022 16:05
Quelle: Today-Zentralredaktion

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