«Spermien-Qualität der Männer sinkt» – Das sind die Gründe

Immer mehr Paare haben Probleme, Kinder zu bekommen. Dies zeigt eine Studie vom Umweltepidemiologen Hagai Levine, wie SRF berichtet. Der Experte von der Universität in Jerusalem verglich 185 Studien aus der ganzen Welt und kam zu einem drastischen Ergebnis: «Wir fanden in den letzten knapp 40 Jahren einen dramatischen Rückgang um mehr als 50 Prozent sowohl bei der Spermienkonzentration, als auch bei der Gesamtzahl der Spermien bei Männern aus Nordamerika, Europa und Australien.» So eine Abnahme der Spermien-Qualität bestätigt gegenüber ArgoviaToday auch Mischa Schneider, Leiter Kinderwunschzentrum Baden. «Wenn man die neueren Studien der letzten 10 bis 20 Jahre anschaut, muss man davon ausgehen, dass die Spermien-Qualität sinkt.»

Rekruten-Studie zeigt Sperma-Probleme auch in der Schweiz auf

Laut dem «Tages-Anzeiger» ergab vor gut drei Jahren eine grosse Studie mit 3000 Schweizer Teilnehmern, dass bei fast zwei Drittel der untersuchten Männer das Volumen und die Spermienzahl pro Ejakulation unter den Normwerten der Weltgesundheitsorganisation WHO liegen – sei dies in der Menge oder Qualität.

Pestizide und Weichmacher als Hauptverdächtige

Als mögliche Ursache für diese Abnahme der Spermienqualität sieht Schneider mehrere Umwelteinflüsse: «Man geht davon aus, dass es mit dem verschmutzen Trinkwasser, mit Pestiziden zu tun haben könnte. Ein weiteres Merkmal ist Mikroplastik oder auch sogenannte Plastik-Weichmacher, die in verschiedenen Produkten vorkommen.» Ob auch Smartphones oder andere Strahlung Auswirkungen haben, ist laut Schneider noch nicht erwiesen.

«Was man weiss, ist, dass die Wärme dem Hoden schadet. Im Schnitt ist die Temperatur im Hoden zwei Grad tiefer als die Körpertemperatur. Klar ist auch, dass enge Kleidung und langes Sitzen über Stunden die Hodentemperatur erhöht», sagt Schneider. Zudem seien regelmässige Whirlpool-Besuche wie auch Sitzheizungen auch nicht förderlich.

Wenn die Partnerin nicht schwanger wird, sollte man sich laut Schneider testen lassen. Denn auch wenn die Spermien-Qualität nicht normal sein sollte, ist es immer noch möglich, natürlich Eltern zu werden. «Gegen diese Spermienmängel kann man mit Vitaminen und Spurenelementen nachhelfen. Mit diesen zusätzlichen Produkten kann man die Spermien unterstützen und zum Teil auch eine deutlich bessere Spermien-Qualität erzielen.» Wenn dies auch nicht hilft, kann man eine Insemination oder künstliche Befruchtung durchführen, die laut Schneider in den meisten Fällen zum Erfolg führt. «In der Regel, hat man, auch wenn die Spermien schlecht sind, hiermit gute Schwangerschaftschancen.»

Schlechte Spermien haben keinen Einfluss auf Fehlbildungen bei Kindern

Doch welche Folgen hat die mangelnde Qualität? «Schlechte Spermien haben nichts mit fehlender Männlichkeit oder der Qualität der Sexualität zu tun», sagt Mischa Schneider. Ausserdem haben sie laut dem Experten auch keine Einflüsse auf die Gesundheit des Kindes. «Schlechte Spermien bedeuten nicht, dass das Risiko für eine Fehlentwicklung beim Kind erhöht ist.»