Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher / 27.09.2022
Die mittlere Prämie für Erwachsene steigt auf 397,20 Franken im Monat, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag an einer Medienkonferenz mit Bundesrat Alain Berset bekannt gab. Das entspricht einem Anstieg um 6,6 Prozent.
Die Prämie für junge Erwachsene verteuert sich um 6,3 Prozent auf 279,90 Franken im Monat. Und die Prämien für Kinder steigen um 5,5 Prozent auf durchschnittlich 105 Franken.
Nach vier Jahren relativer Stabilität sei der Anstieg «beträchtlich», teilte das für die Bewilligung der Prämien zuständige BAG mit. Die Coronavirus-Pandemie belastete das Gesundheitssystem stark.
Kostenanstieg seit dem zweiten Halbjahr 2021
Die Pandemie verursachte zum einen direkte Kosten etwa für Spitalbehandlungen und Impfungen. Zum anderen verursachte sie indirekte Kosten unter anderem durch verschobene Eingriffe. Diese Verschiebungen führten zu Nachholeffekten, die ab der zweiten Hälfte 2021 stark zunahmen. Das schlug sich in einem Kostenwachstum von 4,5 Prozent nieder. Die Gesundheitskosten stiegen zudem im ersten Halbjahr 2022 weiter.
Die Berechnung der Prämien basiert auf Schätzungen. Nach Angaben des BAG waren diese durch die Pandemie besonders schwierig. Es zeigte sich indessen, dass die Prämien 2021 und 2022 die Kosten nicht deckten. Deshalb ist der Nachholprozess 2023 vom Gesetz her zwingend.
Die mittleren Prämien steigen 2023 in allen Kantonen. In den fünf vergangenen Jahren betrug der durchschnittliche Anstieg jährlich 1,5 Prozent. 2013 bis 2018 verteuerten sich die Krankenkassenprämien um jeweils 3,8 Prozent.
Das BAG prüfte alle von den Krankenversicherern eingereichten Prämien und genehmigte sie schliesslich. Wo nötig, veranlasste es Änderungen.
Reserven der Versicherer schrumpfen
In den vergangenen Jahren konnten die Krankenkassen das Prämienwachstum dämpfen, indem sie ihre Reserven anzapften. Der Bundesrat hatte ihnen 2021 den freiwilligen Reservenabbau erleichtert. Das wirkte sich auf die Prämien 2022 aus.
Gemäss dem BAG ist dieser Handlungsspielraum dieses Jahr geringer. Die Verluste an den Finanzmärkten wegen des Ukraine-Kriegs, die steigenden Zinsen und die höheren Kosten hätten die Reserven schrumpfen lassen, schrieb das BAG. Die Reserven lägen indessen immer noch über der gesetzlichen Mindestgrenze.
Eine Ende des Kostenwachstums im Gesundheitssektor ist gemäss dem Bundesamt nicht in Sicht. Der medizinisch-technische Fortschritt, das zunehmende Leistungsvolumen und die alternde Bevölkerung treiben die Kosten weiter an.
Kostendämpfung als Daueraufgabe
Das BAG verweist indessen auf Massnahmen zur Kostendämpfung. Die Hebel dabei sind etwa eine Begrenzung von Überangebot und -nachfrage, Tarifanpassungen im ambulanten Bereich, die Spitalplanung und mehr Transparenz in der obligatorischen Krankenversicherung.
Kürzlich verabschiedete der Bundesrat ein zweites Massnahmenpaket zur Kostendämpfung und einen Gegenvorschlag zur Kostenbremse-Initiative der Mitte. Zudem ist eine Verordnungsänderung in der Vernehmlassung, welche etwa die Generika-Förderung vorsieht.
Bereits umgesetzt sind unter anderem die Senkung der Labortarife und der Medikamentenpreise. (sda)