Das Auto ist der Feind Nummer eins der Katze. Die Schweizer Tiermeldezentrale (STMZ) meldet aktuell über 5400 vermisste Katzen. Einige von ihnen dürften nie wieder nach Hause kommen, weil sie von einem Auto tödlich erfasst wurden.
Ein Foto eines Katzen-Gefahrensignals aus Litauen, das auf Social Media kursiert, weckt bei Usern Hoffnung. «Das Verkehrsschild gibt's in Litauen», behauptet ein User. Das blauweisse Warnschild ist neben einer Strasse aufgestellt und zeigt das Piktogramm einer Katze, die über einen Zebrastreifen geht.
User reagieren begeistert und fordern, dass es auch andernorts solche Schilder gibt. «Das bräuchten wir auch hier. Es gibt viele Katzen bei uns», schreibt jemand. Ein weiterer User findet: «An sich müsste das jedes Land haben, denn Katzen gibt es überall auf der Welt.»
«Wäre sehr wünschenswert»
Regelmässig mit Meldungen überfahrener Katzen konfrontiert ist Esther Geisser, Präsidentin der Tierschutzorganisation Network for Animal Protection (Netap). «Es wäre sinnvoll und sehr wünschenswert, wenn auf Strassen in der Nähe von Wohnquartieren in der Schweiz Katzen-Warnschilder aufgestellt würden», sagt sie gegenüber der Today-Redaktion. Immer wieder würden Katzen angefahren oder überfahren, weil Lenkerinnen und Lenker nicht rechtzeitig hätten bremsen können, wenn die Tiere die Strasse überquert hätten. «Vor allem nachts ist die Gefahr für Katzen, überfahren zu werden, am grössten.»
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Geisser stellt aber auch fest, dass viele Personen am Steuer nicht den Verhältnissen entsprechend fahren. «Kürzlich sah ich eine Katze auf der Strasse und stoppte einen Fahrer, der angebraust kam.» Dieser habe ihr Eingreifen nicht verstanden. «Er war der Meinung, dass er in einer 50er-Zone Tempo 50 auch jederzeit voll ausnutzen dürfe.»
Laut Geisser besteht unter solchen Umständen nicht nur die Gefahr, dass Katzen überfahren werden. «Auch für spielende Kinder und Menschen, die nicht so schnell unterwegs sind, wird der Verkehr so immer gefährlicher.» Angesichts dieser Tatsache hätten auch spezielle Warnschilder einen bescheidenen Nutzen. «Daher halte ich in Wohnzonen Tempo-30 und andere Verkehrsberuhigungsmassnahmen für zweckmässiger als nur eine Tafel.»
Überfordert wegen Schildern
Der Verband Swissdrive setzt sich für Verkehrssicherheit ein. Im Strassenverkehr getötete Katzen seien beim Verband oft ein Thema, sagt der Medienverantwortliche Daniel Menzi. «Aus Sicht der Katzenliebhaber ist es absolut verständlich, dass sie sich Katzen-Warnschilder wünschen.» Solche Schilder hätten aber auch Nachteile. «An gewissen Stellen im Strassenverkehr sind Lenkerinnen und Lenker schon jetzt mit einer Signalhäufung konfrontiert.» Aus Überforderung ignorierten die Menschen hinter dem Steuer die Signale am Ende.
Sollten Katzen-Warnschilder eingeführt werden, droht dies laut Menzi weitere Begierden zu wecken. «Dann kommen noch Schilder-Wünsche für Senioren auf E-Bikes, Hunde und E-Trottifahrer.» Dabei sei nicht das Schild, was im Strassenverkehr zähle, sondern die Aufmerksamkeit. Menzi zitiert Artikel 32 aus dem Strassenverkehrsgesetz. Diesem zufolge ist die Geschwindigkeit stets den Umständen anzupassen. Menzi: «Das bedeutet, dass Lenkerinnen und Lenker in Quartieren sowieso eine erhöhte Aufmerksamkeitspflicht haben.» So müssten sie in der Lage sein, vor allem anzuhalten, was ihnen in die Quere komme.
Ähnlich argumentiert das Bundesamt für Strassen (ASTRA). Anders als bei Wild- und Nutztieren müssten Fahrzeuglenkende fast überall mit Katzen auf der Strasse rechnen, sagt Mediensprecher Lorenzo Quolantoni. In anderen Worten müsste ein Gefahrensignal, das vor Katzen warne, praktisch überall aufgestellt werden. Das ASTRA beurteilt dies aber weder als sinnvoll noch wirklich praktikabel. «Fahrzeuglenkende müssen aber stets darauf vorbereitet sein, dass beispielsweise ein Tier auf die Fahrbahn laufen kann.»
Privat aufgestellte Schilder
Unabhängig von der Signalisation gilt laut ASTRA für alle Verkehrsteilnehmenden, dass sie die Geschwindigkeiten den entsprechenden Umständen anpassen. «Sie dürfen nur so schnell fahren, dass sie innerhalb einer überblickbaren Strecke anhalten können», präzisiert Lorenzo Quolantoni. Wo Fahrzeuglenkende demnach mit Katzen zu rechnen haben, innerorts und auf Quartierstrassen, müssen sie vorsichtiger fahren und ihre Geschwindigkeit anpassen.
Manche besorgte Katzenhalterinnen und -halter versuchen ihre Katzen zu schützen, indem sie inoffizielle Schilder im Quartier anbringen. Lorenzo Quolantoni macht darauf aufmerksam, dass Signale und Markierungen im Grundsatz nur von den zuständigen Behörden beziehungsweise mit deren Ermächtigung angebracht werden dürfen. Auf dem lokalen Strassennetz seien somit die kantonalen beziehungsweise kommunalen Behörden für das Anbringen, Ändern und Entfernen von Signalen und Markierungen zuständig. «Signale und Markierungen, die von Privaten aufgestellt werden, haben keine rechtliche Verbindlichkeit.»