Die Triage führe dazu, dass knappe Ressourcen nicht optimal ausgenutzt würden. Zum Beispiel, wenn Menschen aus Alters- und Pflegeheimen, bei denen eine Behandlung im Spital sinnvoll und von ihnen gewünscht sei, nicht in eine Klinik überwiesen würden.
Die Situation, wie sie sich im letzten Dezember mit zu wenig freien Intensivbetten präsentiert habe, sei schlimm gewesen und könne leider auch wieder schlimm werden. Das betroffene Gesundheitspersonal habe versucht, es allen recht zu machen.
Grenze erreicht
Doch die stille Triage sei eben still. Die Mehrheit habe nicht gemerkt, dass es sie gegeben habe. Wenn Menschen offen und definitiv keine ausreichende Behandlung mehr bekommen könnten, wenn die Triage also explizit werde, sei eine Grenze erreicht.
Sie sorge sich um die sozial verletzlichen Menschen. In der Schweiz seien diese Personen etwas vergessen worden. Das gelte etwa für Menschen in prekären sozialen Lagen und psychisch Kranke, sagte Krones in dem «NZZ»-Interview weiter.
Soziale Probleme der Kinder
Namentlich erwähnte die promovierte Humanmedizinerin und Soziologin, die am Institut für biomedizinische Ethik der Universität Zürich arbeitet, die Situation der Kinder. Die Unesco habe ganz früh Alarm geschlagen, dass die Kinder Verlierer der Pandemie seien.
Für die Kinder viel schlimmer als das Virus sei, dass die sozialen Kontakte fehlten. Kliniken in Deutschland und der Schweiz seien voll von psychosomatisch erkrankten Kindern.
Die Impfung habe einen begrenzten Effekt für die Kinder, da sie seltener schwer erkrankten. Ein Kind zu impfen, damit es den Erwachsenen gut gehe - das sei aus ethischer Sicht problematisch.