Im vergangenen Jahr hatten sich 42 von 44 Schweizer Radioveranstaltern und die SRG auf eine vorgezogene und gestaffelte Abschaltung der UKW-Sender geeinigt: Im August 2022 für die SRG und im Januar 2023 für die Privatsender. Denn Ende 2021 sei bereits knapp Dreiviertel der Radionutzung digital gewesen, teilten die Schweizer Radioveranstalter am Donnerstag mit.
Öffentliche Diskussion
In den vergangenen Wochen und Monaten wurde die Abschaltung aber immer mehr zu einem Politikum: Bereits im Juni hatte sich die frühere Medienministerin Doris Leuthard in die Diskussion eingeschaltet und der Regierung zu einem Marschhalt in der Frage geraten.
Im Juli reichte Medienpionier Roger Schawinski beim Bund eine Petition mit über 60'000 Unterschriften gegen die Abschaltung der UKW-Sender ein. Nach einem Treffen mit Schawinski forderte dann auch die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrats (KVF-N) eine vertiefte Prüfung der Folgen eines Verzichts auf die Abschaltung UKW-Radiosender.
Trotzdem habe sich in der Deutschschweiz und in der italienischen Schweiz weiterhin eine grosse Mehrheit der Sender für das geplante Vorgehen ausgesprochen, schrieben die Radiosender weiter. In der französischsprachigen Schweiz hingegen habe keine Mehrheit mehr gefunden werden können.
Mehr Zeit für Konsumentinnen
Da es aber eine gesamtschweizerische Lösung brauche, seien die Radios nun auf ihre ursprünglichen Plan zurückgekommen, die UKW-Sender per 31. Dezember 2024 abzuschalten.
Ausserdem deuteten die neuesten Marktzahlen darauf hin, dass die Hörerinnen und Hörer mehr Zeit für die Umstellung brauchten, vor allem Autofahrerinnen und -fahrer von älteren Modellen. Zwar betrage der DAB+-Anteil in Neuwagen seit 2020 fast 100 Prozent. Doch bei älteren Autos bestehe Nachholbedarf.
Schawinski möchte längere Frist
Ende 2024 laufen die UKW-Funkkonzessionen aus. Ab diesem Zeitpunkt könnten keine UKW-Programme mehr verbreitet werden. Schawinski kritisierte in einer Stellungnahme, dass sich das neue Abschaltdatum nur auf das «Auslaufen der privaten Konzessionen» abstütze und «nicht auf die reale Radionutzung».
Denn auch danach dürften «wohl noch über eine Million Schweizer Autos keinen DAB-Empfang haben». Sie alle seien «in Bezug auf die Verkehrssicherheit» noch während Jahren auf UKW angewiesen.
Schawinski forderte deshalb die Politik auf, den Entscheid «nicht den privaten Radioveranstaltern zu überlassen». Und auch die SRG müsse sich in die Diskussion einbringen, anstatt sich "konsequent hinter den privaten Radioveranstaltern zu verstecken.
Für die Radioveranstalter sei die Verschiebung der Abschaltung auf Ende 2024 mit Kosten in mehrstelliger Millionenhöhe verbunden, teilten diese weiter mit. Die doppelte Verbreitung über UKW und DAB+ könne sich auf die Dauer kein Unternehmen leisten.