Unterstützt der Klimastreik jetzt das Autofahren?
In diversen Schweizer Städten wird heute fürs Klima gestreikt. Zwischen 16 und 19 Uhr starten die Proteste «für ein klimagerechtes Zusammenleben, für eine lebenswerte Zukunft». Etwas sticht aus dem Aufruf der Extinction Rebellion auf Twitter heraus: «Komm mit dem Zug oder dem Auto.»
Es gibt diese Woche, heute keinen wichtigeren Termin:#Klimastreik in
— Extinction Rebellion 🇨🇭 | aktiv sein tut gut (@xrSchweiz) September 23, 2022
Baden
Basel
Bern
Luzern
St. Gallen
Winterthur
Zürich
Komm für eine halbe Stunde oder für drei Stunden; mit Plakat oder ohne. Komm mit dem Zug oder dem Auto: Hauptsache, du kommst!https://t.co/Y6F82y3JeF pic.twitter.com/nUjo8nU7Ve
«Wer mit dem Zug reisen kann, ist privilegiert»
Da mag man sich denken: Eine Aufforderung, das Auto zu benützen? Klingt nicht nach hohem Bewusstsein für einen nachhaltigen Lebensstil! Klimastreik Schweiz nimmt gegenüber der Today-Zentralredaktion Stellung: «Wem die Zugreise aus irgendeinem Grund nicht möglich ist, soll verwehrt bleiben mitzudemonstrieren?»
Wer es sich leisten kann, mit dem Zug an die verschiedenen Demo-Orte zu gelangen, sei privilegiert, «denn die Person hat Zeit, Geld und gute ÖV-Verbindungen». Das ÖV-Netz in der Schweiz sei gut, aber verbesserungsfähig, sagt Ainhoa Martinelli von Klimastreik Schweiz. Als eine Massnahme im Climate Action Plan fordert der Klimastreik Schweiz einen massiveren Ausbau und Gratis-ÖV, um ihn allen zugänglicher zu machen.
«Tropfen auf dem heissen Stein»
«Wir möchten den Klimastreik möglichst inklusiv gestalten und eine möglichst grosse Menge mobilisieren. Wir möchten nicht mit dem Finger auf Individuen zeigen und Eigenverantwortungskritik verüben», so Martinelli. In der momentanen Situation sei dies absurd und führe zu einer Ablenkung der eigentlichen Thematik. «Es ist nur ein kleiner Tropfen auf den heissen Stein.»
Es scheint folglich wichtiger zu sein, dass die Menschen überhaupt streiken. Wie sie zum Streik gelangen, scheint zweitrangig. Wie viele mit dem Auto hinfahren werden, ist schwierig einzuschätzen. Die meisten werden sich wohl dennoch eher nicht ans Steuer setzen.
(hap)