Kreislaufwirtschaft

Verbände fordern: weniger wegschmeissen, mehr reparieren

12.10.2022, 10:30 Uhr
· Online seit 10.10.2022, 18:55 Uhr
Die Lebensdauer von Konsumgütern soll verlängert werden durch Reparatur, Wiederverwendung und Wiederaufbereitung. Das fordern 14 Organisationen aus allen Landesteilen der Schweiz. Eine Kreislaufwirtschaft biete ökologische, wirtschaftliche und soziale Vorteile.
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Beim Aufbau einer echten Kreislaufwirtschaft, die für die Schonung der Ressourcen unerlässlich sei, hinke die Schweiz hinterher, heisst es in einer Mitteilung der über ein Dutzend Organisationen aus der Deutschschweiz, der Romandie und dem Tessin. Die Schweiz konzentriere sich in erster Linie darauf, Abfälle zu sortieren und zu verwerten, wird kritisiert.

Am Montag gründeten die Organisationen in Bern die Koalition «Lang leben unsere Produkte!» und traten vor die Medien. Zur Koalition gehören Gemeinwohl-Ökonomie Schweiz, der Gewerbeverein, Greenpeace Schweiz, Impact Hub Switzerland, Nooops.ch, Pro Natura, Sanu Durabilitas, Swisscleantech, Travailsuisse, der WWF Schweiz, Après, Circular Economy Switzerland, die Fédération romande des consommateurs und die Associazione consumatrici e consumatori della Svizzera italiana.

Mit Kleidern CO2 sparen

Unter anderem sollen quantifizierte Ziele für eine Senkung des Ressourcenverbrauchs oder Materialverbrauchs und bessere Rahmenbedingungen für Reparaturen dazu beitragen, dass die Bevölkerung Dinge, die sie noch brauchen könnte, nicht wegschmeisse. Beim Thema Kleider zum Beispiel lasse sich viel machen, sagt Konsumexpertin Joelle Hérin von Greenpeace auf Anfrage der Today-Zentralredaktion.

«Eine Studie hat gezeigt, dass wir 1,5 Millionen Tonnen CO2 vermeiden könnten, wenn wir unsere Kleidung drei Jahre länger tragen würden», so Hérin. Dies entspreche den jährlichen Emissionen von rund 100'000 Einwohnern.

Läden sollen Reparaturen garantieren

Ein weiterer Punkt, an dem man ansetzen könne, seien elektronische Geräte. Die Kosten für Reparaturen seien hoch, viele Geräte liessen sich überhaupt nicht reparieren. Etwas Neues zu kaufen, sei oft viel einfacher. Hier könne die Politik helfen. «Wenn alle Läden zu ihren Produkten auch Reparaturen anbieten müssten, würden die Menschen ihre Geräte länger behalten», ist Hérin überzeugt.

Zum Anlass ihrer Koalitionsgründung nehmen die Organisationen die Beratungen der nationalrätlichen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie über den Entwurf zur Revision des Umweltschutzgesetzes. Die Politik sei auf dem richtigen Weg, sagt Joelle Hérin. Es fehle ihr allerdings der Ehrgeiz, um ganz grosse Fortschritte zu machen: «Dem Gesetz mangelt es noch an Präzision, Zielen und Kontrollmechanismen».

Neben der Verlängerung der Lebensdauer von Konsumgütern will sich die Koalition auch für die Schaffung eines gesetzlichen Rahmens einsetzen, sie will einen einfachen und erschwinglichen Zugang zu Reparatur und Wiederverwendung anbieten, und sie will die von Schweizer Unternehmen eingegangenen Verpflichtungen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft unterstützen und sichtbar machen.

(sda/osc)

veröffentlicht: 10. Oktober 2022 18:55
aktualisiert: 12. Oktober 2022 10:30
Quelle: Today-Zentralredaktion

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