Immer weniger Schweizerinnen und Schweizer wollen ins Militär. So würden bis in zehn Jahren rund 30’000 Soldatinnen und Soldaten fehlen. Das Verteidigungsdepartement sucht aus diesem Grund nach neuen Strategien, um dem Mangel entgegenzuwirken. Jetzt soll laut dem «Tages-Anzeiger» das VBS vier Varianten für eine zukünftige Dienstpflicht ausgearbeitet haben. Dokumente, welche der Zeitung vorlägen, zeigten, dass sich alle Varianten an einem Milizsystem orientieren und nicht an einer Berufsarmee.
Modell Norwegen
Frauen wären zwar weiterhin nicht wehrdienstpflichtig, aber dafür neu stellungspflichtig. Sie sollten dadurch motiviert werden, in der Armee oder im Zivilschutz Dienst zu leisten. Einen Zivildienst wie im heutigen Sinne gäbe es nicht mehr, wie die Zeitung schreibt. Auch für niedergelassene Ausländerinnen und Ausländer stünde der Dienst offen.
Simple Bürgerinnen- und Bürgerdienstpflicht
Mit dieser wären alle Schweizerinnen und Schweizer zum Dienst verpflichtet. Wer weder in der Armee noch im Zivilschutz eingeteilt wird, müsste im Sozial,- Gesundheits- oder Umweltbereich mit anpacken. So könnten rund sechsmal so viele Dienstpflichtige eingesetzt werden.
Sicherheitsdienstpflicht
Schweizer Männer bleiben bei diesem Modell dienstpflichtig und die Frauen wären weiterhin davon ausgenommen. Neu wäre, dass Zivildienst und Zivilschutz zu einer Katastrophenschutzorganisation zusammengeführt würden.
Laut dem «Tages-Anzeiger» würde dann die Armee ihre Priorität auf die Rekrutierung setzen, die zum Erreichen des Effektivbestandes von 14’000 Armeeangehörigen nötig wäre. Wer aus Gewissensgründen nach der Rekrutierung nicht in die Armee will, der kann Katastrophenschutz leisten. Dieser dauert dann jedoch anderthalbmal so lange wie der Militärdienst.
Ausgebaute Bürgerinnen- und Bürgerdienstpflicht
Diese Variante würde praktisch alles auf den Kopf stellen. Auch bei diesem Modell müssten alle Schweizerinnen und Schweizer einen Dienst leisten. Allerdings ist man nicht dazu verpflichtet, diesen Dienst in der Armee oder im Zivilschutz zu leisten. Lauf dem Dokument könnte man auch andere Dienste leisten: «Politische Mandate auf Gemeindeebene, den Dienst in Feuerwehren, Ämter in Vereinen, Einsätze bei den Samaritern oder Verwendungen in Sportfunktionen». Die Armee setzt sich dann nur aus Personen zusammen, die den Armeedienst explizit wählen.
Thema sorgt für Diskussionen in den sozialen Medien
Jungparteien, Vertreter der Wirtschaft sowie die Offiziersgesellschaft und der Dienstverband haben im Mai eine externe Konsultation mit interessierten Kreisen durchgeführt. Dabei kam heraus, dass nur die Schweizerische Offiziersgesellschaft die zukünftige personelle Alimentierung der Armee und im Zivilschutz als Problem sehen. Auch soll umstritten sein, ob die Armee überhaupt ein Bestandsproblem hat. Auf Twitter und in anderen Netzwerken führte das Thema deshalb zu regen Diskussionen:
Es geht hier im Fall nicht - nur - um die Armee. Sondern um eine allgemeine Dienstpflicht für alle. Wie man die Jungs und Mädels dann gut einsetzt ist noch einmal ein anderes Thema.
— Christina (@ChrSchumi) July 28, 2021
War lange auch mein Argument (ich war so ein eher unbequemer Soldat). Nur sehe ich zunehmend nicht mehr ein, warum dieser Zwang nur für die eine Hälfte der CH-Bevölkerung gelten soll. Bist du also für die Ausdehnung der Dienstpflicht auf die Frauen?
— Michael Heim (@Michael_Heim) July 27, 2021
Das wäre die Alternative. Für mich - als Soldatin - auch ein absolut gangbarer Weg. Aber eine Dienstpflicht nur für Männer ist echt nicht mehr zeitgemäss.
— Christina (@ChrSchumi) July 28, 2021
Welche der vier Varianten auf der Liste der VBS-Chefin Viola Amherd an oberster Stelle steht, ist nicht bekannt. Der Bericht soll voraussichtlich Ende Jahr dem Gesamtbundesrat unterbreitet werden.