Schweiz

Vorsicht bei der Hautpflege – Influencer sind keine Experten

Dr. Tiktok

Gen Z setzt bei Hautpflege auf «Skinfluencer» – Fachärztin kritisiert Trend

· Online seit 25.02.2024, 13:57 Uhr
Die sogenannten «Skinfluencer» erklären die neusten Hautpflege-Trends und empfehlen die besten Produkte. Dass die Influencer nicht vom Fach sind, ist den Userinnen und Usern oft nicht bewusst, sie verwenden Produkte, die für ihren Hauttyp nicht kompatibel sind. Eine Expertin kritisiert den neuen Trend.
Anzeige

In der heutigen Zeit reichen Wasser und Seife längst nicht mehr für die tägliche Routine bei der Hautpflege aus. Tonic, Peeling, Anti-Aging-Stick, Pickel-Gel, Tages- und Nachtsalbe etc. sind in so gut wie jedem Badezimmerschrank zu finden. Die Empfehlungen für das passende Produkt findet man natürlich im Netz.

@lisamateaa Da so viele eben gefragt haben was ich zur Zeit für meine Haut nutze, ist hier einmal meine derzeitige Routine🤍✨ #foryoupage #foryou #vlog #fy #getreadywithme #haul #skincare#girlsday #lifehacks #dm #rossmann #fyp ♬ Originalton - 𝐋𝐢𝐬𝐚🎀🤍

Trend wird von Experten kritisch betrachtet

«Skinfluencer» findet man auf Social Media seit den letzten Jahren wie Sand am Meer. Wenn man erstmals auf Tiktok und Co. vom Algorithmus verschlungen wird, werden einem tagtäglich neue Hautpflegeprodukte vorgeschlagen. «Sie teilen nicht nur Schönheitstipps, sondern verbreiten auch wertvolle Informationen über Hautpflege und -krankheiten», bestätigt Ulrike Thieme, medizinische Leiterin bei der Online-Arztpraxis ZAVA Deutschland.

«Aktuelle Trends umfassen häufig natürliche oder ‹cleane› Produkte, Anti-Aging-Therapien und individuell angepasste Hautpflegeroutinen», sagt Thieme. Den Trend betrachtet die Fachärztin trotzdem kritisch: «Das Bewusstsein für Hautgesundheit wird bei den Jungen vermehrt zum Thema, was an und für sich positiv ist. Dennoch sind die Influencer nicht medizinisch geschult und verbreiten Informationen, die nicht immer evidenzbasiert oder individuell angepasst sind.» Die Online-Persönlichkeiten sollte man laut Thieme daher als Berater und nicht als Experten betrachten, ihre Tipps sind mit Vorsicht zu geniessen.

«Hautpflege ist individuell»

Abgesehen von den hohen Kosten für neue Hautpflegeprodukte ist zu beachten, dass die perfekte Hautpflege-Routine individuell ist. «Was für eine Person funktioniert, muss nicht unbedingt für eine andere geeignet sein.» Die Empfehlungen der «Skinfluencer» ist meist auf ihre eigene Hautpflege ausgelegt. «Diese Informationen sind oft nicht personalisiert und können irreführend oder falsch sein.» Vor allem bei bestehenden Hauterkrankungen sei Vorsicht geboten.

Hinzu kommt: Wer das Geschäft von Influencern versteht, weiss, dass sie ihr Geld durch das Promoten von Produkten verdienen. Heisst: «Wenn ‹Skinfluencer› für die Bewerbung von Produkten bezahlt werden, besteht das Risiko eines Interessenkonflikts. Die Empfehlungen sind möglicherweise nicht objektiv und können mehr dem Verkauf als dem Wohl des Nutzers dienen», so Thieme. «Manche von ‹Skinfluencern› empfohlenen Produkte erhalten irritierende Inhaltsstoffe oder unrealistische Versprechungen.» So können beispielsweise ätherische Öle oder Alkohol in Hautpflegeprodukten irritierend wirken, insbesondere bei empfindlicher Haut. Bewusst ist das den «Skinfluencern» selbst meist nicht. «Vor dem Kauf entsprechender Produkte der Lieblingsinfluencern empfiehlt sich daher ein Hautcheck beim Kosmetiker, um die Bedürfnisse der eigenen Haut kennenzulernen», erklärt die Expertin.

Dermatologen bleiben ausser Acht

Trotz der vielen Gefahren und falschen Ratschlägen der «Skinfluencer» entscheiden sich vor allem jüngere Generation – vorwiegend die Gen Z – dazu, lieber im Netz nach Hautpflege-Tipps zu suchen, als einen Facharzt aufzusuchen. «Der Zugang in die sozialen Medien ist um einiges leichter und oft werden die Informationen ansprechend aufbereitet», so Thieme.

Doch für die Expertin gibt es noch eine weitere Erklärung: «Manche Menschen empfinden Scham bezüglich ihrer Hautprobleme, was sie davon abhalten kann, professionelle Hilfe zu suchen. Die Symptome können die Betroffenen sowohl physisch als auch psychisch belasten.» Dass ihr Leiden durch eine vom Facharzt gezielte Behandlung schnell und effizient behoben werden könnte, bleibt dabei laut Thieme ausser Acht.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 25. Februar 2024 13:57
aktualisiert: 25. Februar 2024 13:57
Quelle: ArgoviaToday

Anzeige

Mehr für dich

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch