Wochenserie

Was ist Biodiversität eigentlich und für was ist sie gut?

· Online seit 24.04.2022, 06:42 Uhr
Forscherinnen und Forscher haben noch lange nicht alle Tier- und Pflanzenarten entdeckt, die es auf der Erde gibt. Viele sterben aus, bevor wir sie das erste Mal sehen. Wir gehen der Biodiversität im Aargau eine Woche lang auf die Spur. Aber zuerst: Was ist das eigentlich?
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Tausende verschiedene Lebensräume, Millionen verschiedene Arten und Billionen an verschiedenen Genen. Das alles ist Biodiversität. Ein Wert, der die Vielfalt des Lebens misst. Die Biodiversität umfasst einerseits die Artenvielfalt, also die Menge aller verschiedener Tiere, Pflanzen, Pilze, Flechten und Bakterien. Weiter umfasst die Biodiversität die verschiedenen Lebensräume wie Wälder, Seen oder Wiesen. Und schliesslich fliesst in Biodiversität auch die genetische Vielfalt innerhalb einer Art mit ein.

Millionen von Arten, ein paar davon nur in der Schweiz

Niemand weiss genau, wie viele Arten tatsächlich auf unserem Planeten existieren, geschweige denn wie gross die genetische Vielfalt ist. Auch die genaue Anzahl an verschiedenen Lebensräumen ist unbekannt. Bis heute wurden rund zwei Millionen Arten von Lebewesen entdeckt. Die globale Gesamtzahl aller Arten ist jedoch deutlich höher. Je nach Erhebungsgrundlage wird sie auf 3,5 Millionen bis 30 Millionen geschätzt. Die meisten Schätzungen bewegen sich um die 10 Millionen Arten (und ja, etwa die Hälfte davon sind Insekten). Die Anzahl der in der Schweiz bekannten Arten beträgt rund 45'890, und dies in 230 verschiedenen Lebensräumen. 40 dieser Arten gibt es nur in der Schweiz.

200 Tier- und Pflanzenarten sterben jeden Tag aus

Weltweit hat die Biodiversität in den letzten hundert Jahren deutlich abgenommen. Jeden Tag sterben fast 200 Tier- und Pflanzenarten aus. Rund eine Million der Arten ist vom Aussterben bedroht. Forscherinnen und Forscher sprechen vom sechsten grossen Massenaussterben – das fünfte war, als vor 66 Millionen Jahren die Dinosaurier ausstarben. Die bisherigen Massenaussterben resultierten aus extremen Umweltereignissen, an die sich Pflanzen und Tiere nicht ausreichend schnell anpassen konnten. Dieses Mal sind aber nicht Meteoriten oder gigantische Vulkanausbrüche für das Massensterben verantwortlich, sondern der Klimawandel, die Zerstörung, Verschmutzung und Fragmentierung von natürlichen Lebensräumen und die Verbreitung invasiver Arten.

In der Schweiz gilt fast die Hälfte der Lebensraumtypen als bedroht, sowie ein Drittel aller Arten. Mit dem Rückgang der Artenvielfalt ist auch genetische Vielfalt verloren gegangen.

Für was ist Biodiversität gut?

Je vielfältiger die Pflanzen- und Tierwelt, desto robuster ist unser Ökosystem. Das heisst, desto besser kann es sich an Veränderungen wie den Klimawandel anpassen. Bäume beispielsweise können die Länge ihrer Wurzeln bei zunehmender Trockenheit verändern, hitzeempfindliche Pflanzen die Höhenlage ihres Lebensraums. Ausserdem hat eine hohe Biodiversität auch andere praktische Vorteile. So werden etwa geschätzte 60'000 verschiedene Pflanzenarten für die Medizin genutzt, bestimmte Ökosysteme speichern CO2 und regulieren das Klima, schützen vor Hochwassern, Lawinen oder Erosion. Für die Landwirtschaft ist die Bestäubung von Pflanzen unabdingbar. Das Aussterben einer Art hingegen ist unumkehrbar und schafft unvorhersehbare Risiken.

In diesem Sinne ist die Biodiversität quasi eine Lebensversicherung für uns und für künftige Generationen. Die Frage ist nur, wann Ökosysteme ihre Funktionen und damit ihre Dienstleistungen einstellen. 

Mehr zum Thema Biodiversität und welche Arten es nur im Aargau gibt, liest du bis und mit Freitag hier auf ArgoviaToday.

veröffentlicht: 24. April 2022 06:42
aktualisiert: 24. April 2022 06:42
Quelle: ArgoviaToday

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