60 Grad heisse Schienen

Was machen die SBB gegen verbogene Gleise?

25.07.2022, 13:29 Uhr
· Online seit 25.07.2022, 12:30 Uhr
Schwitzen, leiden, abkühlen. Nicht nur für Mensch, Tier und Natur ist die Hitze eine Belastung. Auch die Infrastruktur ist von den dauernd hohen Temperaturen betroffen. So etwa die Zugschienen, die verformt werden können.
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Durch die Hitze können sich die aus Metall bestehenden Gleise ganz leicht ausdehnen und sich verformen. Das Phänomen ist laut Jeannine Egli, Mediensprecherin der SBB, wetterabhängig und kann geografisch nicht einer bestimmten Region zugeordnet werden. Bei anhaltend starker Hitze können die Schienen bis zu 60 Grad heiss werden.

«Extreme Temperaturen können zu Verformungen der Gleise führen, was ausnahmsweise bei alten Gleisen oder nach Arbeiten an der Fahrbahn, wenn das Gleis noch nicht eingefahren und konsolidiert ist, auftreten kann», so Egli. Das moderne Gleis halte grundsätzlich auch Hitzeperioden stand.

SBB wollen keine weissen Gleise

Die Rhätische Bahn (RhB) hat an manchen Stellen die Gleise weiss bemalt. So kann die Erwärmung um fünf bis sieben Grad reduziert werden. Denn wenn die Ausdehnung der Gleise mehr als 50 Millimeter erreicht, hat das Auswirkungen auf den Bahnverkehr. «Dann muss die betroffene Bahnstrecke gesperrt und das Gleis wieder gerichtet werden», so Yvonne Dünser, Mediensprecherin der Rhätischen Bahn, gegenüber der «Südostschweiz». Darum sind jetzt vier Stellen im RhB-Gebiet bemalt worden.

Vom weissen Anstrich der Schienen halten die SBB hingegen nicht viel. Das sei aufwändig und habe diverse Nachteile, wie zum Beispiel, dass allfällige Risse in der Schiene nicht mehr erkannt werden, erklärt Egli. «Zudem lässt der Nutzen mit der Verschmutzung nach.»

Beton statt Holz oder Schienenwechsel

Das Risiko für Gleisverwerfungen könne durch Beton- anstelle von Holzschwellen gesenkt werden, so Jeannine Egli, Mediensprecherin der SBB. Diese setzten die SBB bereits vermehrt ein. «Diese Betonschwellen können quer wirkende Kräfte besser aufnehmen: Sie federn den Druck besser ab, der durch das sich bei Hitze ausdehnende Metall der Schienen entsteht.»

Die Hauptstrecken werden auf hitzebedingte Gleisverformungen regelmässig überprüft, so reiche als Sofortmassnahme meist eine Reduktion der Geschwindigkeit auf den betroffenen Abschnitten, sagt Egli. «Anschliessend wird eine Korrektur der Gleislage und wenn erforderlich auch ein Schienenwechsel vorgenommen.»

Auch in Basel setzt man auf Temporeduktion. «Damit die Betriebssicherheit und der Fahrkomfort gewährleistet sind, wurde an den betroffenen Stellen die Geschwindigkeit reduziert», sagt Sonja Körkel, Sprecherin der Basler Verkehrsbetriebe zum «Blick».

Nicht nur aussen, sondern auch innen heiss

Was die Hitze innerhalb der Züge betrifft, sieht Egli keine Notwendigkeit in weiteren Anpassungen. In den allermeisten Fällen würden die Klimaanlagen in den Zügen der Hitze nachkommen. «Etwa 96 Prozent aller Züge sind mit Klimaanlagen ausgestattet. Im Durchschnitt weisen etwa 14 Klimageräte pro Tag eine Störung auf.» Auf alle Klimageräte hochgerechnet liege die Fehlerquote damit bei 0,16 Prozent.

An Hitzetagen werden die Fahrgasträume zwischen fünf bis zehn Grad unter die Aussenlufttemperatur abgekühlt. Auf eine noch stärkere Kühlung verzichteten die SBB, um neben dem erhöhten Energieaufwand auch den Fahrgästen grosse Temperaturwechsel zu ersparen, sagt Egli abschliessend.

(hap)

veröffentlicht: 25. Juli 2022 12:30
aktualisiert: 25. Juli 2022 13:29
Quelle: Today-Zentralredaktion

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