Heilpflanzen

Was macht eigentlich eine Phytotherapeutin?

· Online seit 24.09.2022, 07:14 Uhr
Die Phytotherapie ist eine recht junge Disziplin und besitzt doch jahrtausendalte Erfahrungen. Sie verbindet die Erfahrung traditioneller Pflanzenheilkunde mit den Resultaten neuzeitlicher Arzneipflanzenforschung. Wie sieht die Arbeit einer Phytotherapeutin heute aus? Wir haben nachgefragt.
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Früher waren Heilpflanzen neben Mineralien, Edelsteinen, Metallen und auch tierischen Produkten die einzigen Heilmittel, die bekannt waren. Die Pflanzenheilkunde, auch Phytotherapie genannt, nutzt die heilende Wirkung von Kräutern und Heilpflanzen, um sowohl körperliche als auch seelische Beschwerden zu behandeln. «Es handelt sich zudem auch um eine der ältesten Therapieformen. Der Ursprung liegt in der indischen Hochkultur», berichtet die Aargauer Phytotherapeutin Franziska Schüpbach.

Ausbildung dauert etwa zwei Jahre 

Die pflanzlichen Wirkstoffe werden dafür extrahiert und zu Tees, Tinkturen, Salben oder Öl weiterverarbeitet. Die Mehrzahl der verwendeten Heilpflanzen kommt aus Europa, es werden aber auch Kräuter aus der traditionellen chinesischen Pflanzenheilkunde verwendet. Die Phytotherapie gehört zur Naturheilkunde. Allerdings darf nicht jeder therapieren. Nur wer den medizinischen Bereich mit seinen 600 Stunden absolviert, darf das.

In der Regel dauert die Ausbildung knapp zwei Jahre und ist in zwei Teile gegliedert – in einen Pflicht- und einen Wahlteil. Es werden dazu unter anderem Einblicke in die Bereiche der Ayurveda-Lehre, Pflanzenheilkunde und Themengebiete wie Herz-Kreislauf, Verdauungssystem, Bewegungsapparat, Sinnesorgane, Haut, Atmungssystem und Hormonsystem gegeben. «Die Pflanze wird in ihre einzelne Teile seziert, um die Wirkung der einzelnen Bestandteile herauszufiltern. Eine Wurzel wirkt anders, als die Blätter und die Blüte», erzählt Franziska Schüpbach. Der medizinische Kurs muss allerdings extra absolviert werden.

Als Phytotherapeut braucht es auch die Schulmedizin

«Phytotherapeuten dürfen jedoch kein Heilversprechen machen. Wir sind keine Ärzte», so Schüpbach. «Wir wissen, welche Pflanzen welche Wirkstoffe haben und wo sie eingesetzt werden können. Aber als Phytotherapeut braucht es auch in Kombination die Schulmedizin.» Die Pytotherapie betrachte den Menschen als Ganzes. Der Weg werde gemeinsam bestritten und die Pflanzen sind dabei unterstützendes Element. Zudem komme auch die sogenannte Viersäftelehre zum Tragen. «Ein phlegmatischer Mensch braucht beispielsweise keine Tees, sondern andere Mittel und Methoden.»

Warum wird man Phytotherapeutin? 

«Ich hatte schon immer grosse Freude an Pflanzen und für mich als auch meinen Bekanntenkreis Salben und Teemischungen hergestellt.» Schüpbach wollte aber mehr daraus machen: «Ich wollte mein Pflanzenwissen erweitern und nicht therapieren. Ich wollte wissen, welcher Wirkstoff in den jeweiligen Pflanzen zu finden ist und wie dieser wirken kann.» Zu erwähnen sei hier noch, dass eine Phytotherapeutin nichts verkaufen darf, sondern nur verschenken. «Wir lernen in meinen Kursen, wie man Tees mischt und wie Salben hergestellt werden. Ich biete die Anleitung, den Rest machen die Teilnehmenden selbst.»

Zusätzlich bietet Schüpbach Kräuterspaziergänge an. Mittlerweile sei das ihr Steckenpferd, fügt sie an. Diese beginnen immer jeweils im April. «Wir laufen durch den Wald, bestimmen die Pflanzen, bereiten daraus eine Suppe, machen ein Pesto oder kreieren ein Kräuteröl.» Zusätzlich bietet Schüpbach Vorträge zum Thema Biodiversität an, veranstaltet Workshops für Naturkosmetik oder räuchert Wohnungen, Büros oder Praxen aus.

Zulauf seit der Pandemie gestiegen

Franziska Schüpbach hat die Ausbildung 2018 begonnen und bietet seit 2020 die Spaziergänge an. Allerdings musste sie direkt auch eine Pause wegen der Corona-Pandemie einlegen. Seit 2021 häufen sich aber die Anfragen. «Die Leute wollen mehr raus, interessieren sich vermehrt für das Saisonale und Regionale und wollen wissen, was direkt vor der Haustüre wächst und gedeiht.» Damit tun sich die Leute etwas gutes, sie lernen etwas und meistens haben sich auch noch feines und frisches für den eigenen Genuss gesammelt.

(sib)

veröffentlicht: 24. September 2022 07:14
aktualisiert: 24. September 2022 07:14
Quelle: ZüriToday/ArgoviaToday

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