Der Bitcoin ist im Sturzflug. Der Fall der Kryptowährung geht ungebremst weiter. Momentan liegt der Wert bei knapp über 21'000 Schweizer Franken pro Coin. Das ist bedenklich, denn seit Jahresbeginn ist er um über 30'000 Schweizer Franken eingebrochen. Wir haben mit Michael Kuhn, Finanzexperte von Comparis, über die aktuelle Lage gesprochen.
Herr Kuhn, warum ist der Bitcoin eigentlich abgestürzt?
«Der eine Grund ist, dass es Marktregulatoren gibt in den verschiedenen Ländern wie z.B. in China, die den Bitcoin faktisch verboten haben. Dann schlicht Angebot und Nachfrage, die momentan nicht stimmen.»
Das ging aber schon schnell. Vor wenigen Monaten wurde der Bitcoin richtig gehypt. Ist das vorbei?
«Es war ein riesiger Hype und der ist auch noch nicht vorbei. Man findet im Internet tausende Portale, die in Echtzeit darüber informieren, wie sich der Bitcoin entwickeln könnte. Man ist irgendwann eingestiegen, wo der Bitcoin 100 Schweizer Franken gekostet hat und aktuell ist er ja bei über 21'000 Schweizer Franken, also man konnte schon unglaublich viel Geld verdienen.»
Ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um in den Bitcoin zu investieren?
«Der ideale Zeitpunkt ist immer schwierig zum Sagen bei so einer Digitalwährung wie beim Bitcoin. Denn anders als beim Gold oder einer anderen Wertanlage ist der Bitcoin als Digitalwährung noch nicht so etabliert, dass man hier eine klare Aussage machen kann.»
Dann braucht es jetzt viel Mut, um Bitcoins zu kaufen?
«Wenn man jetzt in den Bitcoin investiert, ist es wie in einem Casino. Man kann Glück oder Pech haben. Die Frage ist nur, wie lange man den Bitcoin halten kann. Wenn man einen langen Horizont hat und auch erst in 6 bis 8 Jahren verkaufen kann, dann könnte man es sicher wagen, aber sonst rate ich: Finger weg.»
Wie sieht es mit verkaufen aus?
«Kommt darauf an, wann man den Bitcoin gekauft hat. Wenn man den Bitcoin im Allzeithoch von 65'000 CHF gekauft hat, dann sollte man den Bitcoin nicht verkaufen, da man einen Verlust von 68 Prozent hat. Grundsätzlich zeigt der Jahrestrend deutlich nach unten. Der Bitcoin hat um einen Drittel verloren. Man geht davon aus, dass er wieder steigt, ist aber schwierig abzuschätzen wann.»
Kann der Bitcoin auch weiter sinken und von der Bildfläche verschwinden?
«Es ist absolut ein Szenario, dass der Bitcoin so wie er gekommen ist, auch wieder verschwindet und komplett weg ist vom Markt. Es ist natürlich immer noch ein riesiges Handelsvolumen von mehreren 100 Milliarden Franken da. Das war aber auch schon höher. Der Bitcoin ist unglaublich volatil und hat mit grossen Schwankungen zu kämpfen. Aus diesem Grund kann es immer sein, dass es einen totalen Komplettabsturz geben kann oder die Währung verschwindet.»
Warum hat der Bitcoin viel grössere Schwankungen als andere Wertanlagen?
«Zum Teil wird der Bitcoin als digitales Gold beschrieben. Es gibt Vergleiche, wie sich der Bitcoin und der Goldpreis entwickeln. Aber hier muss ich sagen, das täuscht. Gold ist etabliert und da weiss man, dass es auf Nachfrage stösst und es nur in bestimmten Mengen verfügbar ist. Der Bitcoin kann grundsätzlich unbeschränkt ausgeweitet werden und ist viel weniger etabliert als Gold und darum viel höhere Schwankungen unterworfen.»
Ist die Kryptowährung das Zahlungsmittel der Zukunft?
«Es kommt auf die Nachfrage und die Marktregulatoren an. Es gibt verschiedene Staaten, die eigene Digitalwährungen aufbauen und sehr grosser Widerstand gegenüber dem Bitcoin ausüben. Dann gibt es auch noch sehr viele Unsicherheitsfaktoren. Ich kann sicher nicht sagen, dass wir vor dem Eintritt ins Bitcoin-Zeitalter sind und ob es jemals so sein wird, kann ich nicht abschätzen.»
Was muss geschehen, dass der Bitcoin wieder steigt?
"Das Vertrauen. Wenn die Anlegerinnen und Anleger in den Bitcoin vertrauen, dann wird auch wieder mehr investiert. Wenn die Nachfrage sehr gross ist, wird der Kurs wieder hochgehen. Ob das in der momentanen Weltsituation geschehen kann, da die ganze Weltwirtschaft fragil und die Unsicherheit gross ist, bezweifle ich.