Wie schlimm ist der Verlust?
Es ist keine schöne Jahresbilanz, welche die Credit Suisse verkündet hat. 7,3 Milliarden Franken beträgt der Verlust. Nur in der Finanzkrise 2008 hatte die zweitgrösste Schweizer Bank einen noch höheren Jahresverlust geschrieben. Damals belief sich der Verlust auf 8,2 Milliarden Franken.
Wie konnte es zu diesem Mega-Verlust kommen?
Es war ein echtes Krisenjahr für die Credit Suisse. Die Erträge sanken massiv, es kam zu Führungswechseln und einige Restrukturierungen wurden in Angriff genommen. Im Herbst verbuchte die CS massive Abzüge von Kundengeldern. Im Schlussquartal hat die Bank Geldabflüsse von 110,5 Milliarden Franken hinnehmen müssen. So verwaltete die Credit Suisse zum Jahresende Vermögen von gesamthaft 1294 Milliarden Franken – ein Jahr zuvor waren es noch 1614 Milliarden Franken.
Wie geht es jetzt den CS-Aktien?
Die Aktionäre erhalten trotz des massiven Verlusts eine Dividende von 5 Rappen je Aktie nach 10 Rappen im Jahr davor. Mit den Verlustzahlen hat die Grossbank etwas weniger schlecht abgeschnitten als von den Analysten im Schnitt erwartet. Nichtsdestotrotz fällt die CS-Aktie bei Börsenstart ins Minus. Viele Aktionäre wollen wohl nach den News am Donnerstagmorgen die Aktie verkaufen. Bei Börsenöffnung um 9 Uhr morgens lag die CS-Aktie noch bei 3,18 Franken und sank erst um etwa vier Prozent, bevor sie kurz vor Mittag um zehn Prozent einsackte. Die CS-Aktie kostet aktuell also weniger als drei Franken.
Was bedeutet der Verlust für die Angestellten?
Die CS-Angestellten erhalten für das vergangene Verlustjahr deutlich tiefere Boni. Der Bonuspool fürs 2022 wurde gegenüber dem Vorjahr um 50 Prozent gekürzt. Die CS-Verantwortlichen hatten in den vergangenen Wochen mehrfach erklärt, dass die in einem tiefgreifenden Umbau steckende Bank aufgrund der schlechten Resultate weniger variable Entschädigungen auszahlen werde. Nach der Kündigungswelle im Herbst, welche vor allem Mitarbeitende im Ausland betraf, müssen die CS-Angestellten jetzt wohl kaum um ihre Stelle bangen in der Schweiz.
Was bedeutet der Verlust für die Kundschaft?
Das Geld der Kundinnen und Kunden der Credit Suisse sollte nicht in Gefahr sein. So sagte Wirtschaftsjournalist Philipp Löpfe nach dem dritten Quartal, in dem die CS einen Reinverlust von 4,03 Milliarden schrieb: «Es ist nicht so, dass die CS vor dem Abgrund steht, sie ist immer noch relativ solid finanziert. Zudem ist die Credit Suisse eine Bank, die systemrelevant ist. Man muss sein Geld nicht von der CS abziehen.» Die Schweizer Wirtschaft ist also zu stark von der Grossbank abhängig, so dass ein Ruin der Bank praktisch ausgeschlossen sei. «Die Credit Suisse lässt man nicht so schnell fallen, weil sonst das ganze System in Gefahr gerät», sagte der Wirtschaftsexperte.
Wie geht es jetzt weiter?
Wegen des schwierigen Marktumfelds und den Restrukturierungen dürfte die Vermögensverwaltung und die Investment Bank auch im ersten Quartal in den roten Zahlen bleiben. Auch für das Gesamtjahr 2023 erwartet die Credit Suisse einen «erheblichen Vorsteuerverlust», dies wegen den negativen Auswirkungen des Ausstiegs aus mehreren Geschäftsbereichen und dem Aufwand für die Restrukturierung der Gruppe. Den Restrukturierungsaufwand für 2023 beziffert das Management weiter auf rund 1,6 Milliarden Franken. Im Jahr 2024 sollen es dann noch 1,0 Milliarden sein. Gemäss Konzernchef Ulrich Körner soll die Bank im nächsten Jahr wieder profitabel sein.