Schweiz

Wie Jugendliche zum Snusen verleitet werden sollen

Suchtfalle Werbung

Wie Jugendliche zum Snusen verleitet werden sollen

28.02.2023, 06:11 Uhr
· Online seit 28.02.2023, 06:11 Uhr
Immer mehr Jugendliche konsumieren in der Schweiz Nikotinbeutel und Snus. Ein Grund: Minderjährige werden in der Öffentlichkeit , vor allem aber auf Social Media, vermehrt mit Werbung konfrontiert.
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Die kleinen, weissen Beutel, welche man sich unter die Oberlippe schiebt, werden in der Schweiz immer beliebter. Während vor fünf Jahren 2,8 Prozent der 15- bis 18-Jährigen Snus konsumierten, dürfte die Zahl mittlerweile deutlich höher liegen – denn der Verkauf von Snus und Nikotinbeuteln ist in der Schweiz erst seit Mai 2019 erlaubt. Offizielle Zahlen, wie viel Snus seitdem konsumiert wurde, gibt es nicht. Der Bericht eines Schweizer Snus-Händlers zeigt aber, dass der Verkauf im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent zulegte. Bei den Nikotinbeuteln liegt die Zunahme sogar bei 37 Prozent.

Werbung führt bei Jugendlichen zu erhöhtem Nikotinkonsum

Seit der Verkauf von Snus und Nikotinbeuteln in der Schweiz erlaubt ist, ist auch immer mehr Werbung dafür zu sehen. So beispielsweise am Bahnhof in Aarau. Werbung, die unweigerlich auch Minderjährige erreicht. Steffen Müller, Co-Projektleiter Zielgruppenprofile in der Tabakprävention von der ZHAW, sieht dies als problematisch: «Es ist ein relativ eindeutiges Ergebnis aus der Forschung, dass der Konsum von Werbung, Filmen und Serien dazu führt, dass Jugendliche eher mit dem Rauchen beginnen.» Der Verdacht, dass dies auch bei anderen nikotinhaltigen Produkten so ist, liegt nahe.

Trotzdem werden Minderjährige immer wieder mit Werbung für Snus und Nikotinbeutel konfrontiert. Zwar ist Tabakwerbung, welche sich speziell an unter 18-Jährige richtet, nicht erlaubt – in der Praxis hat sich diese Formulierung laut Wolfgang Kweitel, Leiter Public Affairs der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz, aber als nutzlos herausgestellt, da kaum nachweisbar sei, ob sich eine Werbung an eine 16-Jährige oder einen 19-Jährigen richtet. Ausserdem sind Nikotinbeutel nicht durch die geltende Verordnung abgedeckt, da diese kein Tabak enthalten.

Social Media als Mittel, um Jugendliche zu erreichen

Jugendliche kommen aber nicht nur im öffentlichen Raum in Kontakt mit Werbung für Snus und Nikotinbeutel. Eine grosse Gefahr birgt auch Social Media, denn Firmen nutzen den digitalen Raum, um auf ihre nikotinhaltigen Produkte aufmerksam zu machen. Damit erreichen sie, ob gewollt oder nicht, vor allem ein junges Zielpublikum und befinden sich damit in einer rechtlichen Grauzone. Folgendes Tiktok-Video der Schweizer Firma «Edelsnus» hat nach einem Monat bereits über 150'000 Aufrufe.

Ob es sich um Werbung handelt oder nicht, ist laut Kweitel heute in vielen Fällen nicht mehr so deutlich: «Die Phase, wo man direkt sah, dass es Werbung von Firmen ist, ist vorbei. Heute ist es viel schlauer gemacht, indem die Jugendlichen selbst als Multiplikatoren verwendet werden. Es ist gar nicht mehr nötig, selbst viel zu investieren. Man gibt den Ball ins Feld und dann verbreitet sich das von selbst.»

Unternehmen hätten so in den letzten Jahren immer wieder Gesetzeslücken ausgenutzt, um Werbung zu machen. «Es ist eine unglaublich schwierige und mühsame Angelegenheit, das jedem nachzuweisen. Viele spekulieren darauf, dass die Kapazitäten nicht da sind, jedem Einzelnen hinterherzugehen und zu schauen, wo die Quelle einer Werbung ist», sagt Kweitel weiter.

Was die Problematik mit Social Media verschärft, ist die Abwesenheit der Eltern auf den Plattformen. Gemäss Steffen Müller würden die Eltern nicht mehr mitkriegen, was ihre Kinder auf Social Media machen und auf welchen Kanälen sie unterwegs sind. Deshalb sei es wichtig, da auch Aufklärung zu leisten und das Bewusstsein zu schaffen, dass solche Inhalte auch dort verfügbar sind.

Gesetzliche Grundlage wird sich ändern

Vor einem Jahr, am 13. Februar 2022, hat die Schweizer Stimmbevölkerung die Initiative «Kinder und Jugendliche ohne Tabakwerbung» angenommen. In seinem Entwurf, welcher der Bundesrat letztes Jahr in die Vernehmlassung geschickt hat, fordert er, dass Tabakwerbung überall verboten sein soll, wo Minderjährige erreicht werden können. Damit wäre auch die Werbung im Internet verboten. Die Forderungen, welche von der Initiative ausgehen, werden voraussichtlich Mitte/Ende 2025 umgesetzt.

veröffentlicht: 28. Februar 2023 06:11
aktualisiert: 28. Februar 2023 06:11
Quelle: ArgoviaToday

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