Ukraine-Krieg

«Wollen eine grosse Familie schaffen»: Schweizer Gastfamilien nehmen Geflüchtete auf

24.03.2022, 21:42 Uhr
· Online seit 23.03.2022, 19:48 Uhr
Ein Team von Schweizer Flüchtlingshelfern rettet ukrainische Geflüchtete von der ukrainisch-ungarischen Grenze. Mit einem Car werden sie ins thurgauische Felben-Wellhausen gefahren. Wir zeigen dir, wie ihre Ankunft ablief.

Quelle: TeleM1

Anzeige

Die deutsche Grenze ist passiert und der Car mit den Geflüchteten nimmt Kurs auf die Schweiz. Die Kinder im Bus können die Tragödie, die sie in ihrer Heimat erlebt haben, zumindest für einen kurzen Augenblick hinter sich lassen.

Für den Transport war im Voraus eine Woche Planung nötig. Organisiert und finanziert wurde die Aktion von der Telemedizinfirma Misanto mit Sitz in Frauenfeld. «Wir haben uns überlegt, wie wir in dieser Krise helfen können. Mit der Telemedizin können wir sie medizinisch unterstützen. Wir wollten aber weitergehen und vor Ort sein. Deshalb haben wir entschieden, mit Freunden und Helfern an die Grenze zu fahren. So wollten wir den Geflüchteten eine sichere Umgebung bieten», sagt Carol Krech, operative Leiterin von Misanto.

«Erwarten täglich mindestens einen Bus»

Nach einer 20-stündigen Fahrt kommt der Car endlich an seinem Ziel an. Dort wird der Transport von der ansässigen Freikirche in Empfang genommen. Der Pastor und sein Team wollen nun für alle Geflüchteten passende Gastfamilien finden.

«Bis jetzt trafen hier Gruppen von bis zu sieben Personen ein. Jetzt sind es ganze Cars, die gefüllt sind mit Geflüchteten. In den nächsten Wochen erwarten wir täglich mindestens einen Bus, der eintrifft», sagt Paul Bruderer, Pastor der Freikirche Chrischona Felben-Pfyn.

Die ganze Erfahrung erfülle ihn mit tiefem Erbarmen. So sei zum Beispiel am Vortag eine Hochschwangere eingetroffen. «Da fragt man sich, warum eine hochschwangere Frau 2000 Kilometer bis hierhin fahren muss. Es ergreift und beelendet mich, dass das nötig ist», sagt Bruderer.

Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ist gross

90 Kirchen haben sich in der Schweiz zu einem Netzwerk zusammengeschlossen und vermitteln Unterkünfte. So können sie tausende Schlafplätze anbieten. Auch Nataliia Tsyba und ihre Tocher finden bei Andreas Hinnen und seiner Familie ein Zuhause. «Es stecken Schicksale dahinter. Wir wollen mit Nataliia und ihrer Tochter Zeit verbringen. Wir wollen so eine grosse Familie schaffen», sagt Hinnen.

Auch Marco Ecknauer, der selbst 30 Jahre in der Ukraine gelebt und den Transport der Geflüchteten koordiniert hat, ist glücklich. Ein Moment bleibt ihm besonders in Erinnerung: «Zwei kleine Buben waren im Bus. Einer von ihnen hat geweint und der andere hat gesagt, er wolle mit zu mir kommen. Das hat mich sehr bewegt.»

Wie die Rettungsaktion abgelaufen ist, kannst du in den ersten beiden Teilen der Reportage nachschauen.

Teil 1: Mit dem Flüchtlingshelfer an die Grenze

Quelle: TeleM1

Teil 2: Eine Carfahrt in die Sicherheit

Quelle: TeleM1

(red.)

veröffentlicht: 23. März 2022 19:48
aktualisiert: 24. März 2022 21:42
Quelle: TVO

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch