Man könnte meinen, die typische Bemalung der Häuser in Griechenland habe mit den Farben der griechischen Nationalflagge zu tun, die ebenfalls in Blau und Weiss gehalten ist. Tatsächlich gibt es mehrere andere Gründe, weshalb ausgerechnet diese Farben an vielen Orten in Griechenland vorherrschend sind.
Wie das auf Griechenland spezialisierte Portal «Greekreporter» berichtet, ging es anfangs darum, die Häuser mit der weissen Farbe zu kühlen. Denn die meisten Gebäude hat man aus Stein gebaut, da Holz auf den felsigen Inseln der Ägäis kaum verfügbar war. Das felsige Terrain dort hat jedoch eine relativ dunkle Farbe. Dies stellte in den griechischen Sommern ein Problem dar. Denn das Sonnenlicht, das auf die Häuser fiel, wurde von den dunklen Steinen absorbiert. Dadurch wurde es im Inneren unerträglich heiss. Mit der weissen Farbe konnte man diesen Effekt abmildern.
Schutz vor Cholera
Laut Greekreporter brach kurz vor dem Zweiten Weltkrieg während der Diktatur von Ioannis Metaxas in Griechenland die Cholera aus. Um die Krankheit einzudämmen, habe er den Bürgern ab 1938 befohlen, ihre Häuser weiss zu streichen. Der Grund: Die weisse Farbe, mit der man die Häuser gestrichen hat, enthielt Kalk.
Kalk gilt als starkes Desinfektionsmittel, weshalb man die Häuser im Mittelmeerraum bis heute damit streicht. Ab Ende der 1930er-Jahre kalkten die griechischen Bürger also ihre Häuser, um sie zu desinfizieren und die Ausbreitung der Cholera einzudämmen.
Blau ist günstig
Bleibt noch die Frage, warum Fenster und Türen so oft blau gestrichen sind. Laut Greekreporter ist es vor allem ein Kostenfaktor. Demnach strichen Fischer und andere Seeleute in Griechenland ihre Fenster und Fensterläden oft mit Resten, die beim Streichen ihres Bootes übrig geblieben waren. Aufgrund seiner Bestandteile war Blau in der Regel die günstigste verfügbare Farbe.
Das Blau, das für die Häuser auf den Inseln von Griechenland verwendet wurde, bestand aus einer Mischung aus Kalkstein und einem bestimmten Reinigungsmittel, das die meisten Inselbewohner ohnehin zu Hause vorrätig hatten. Daher war es für sie besonders einfach, blaue Farbe selbst herzustellen.
Militärdiktatur erzwang Farbschema auf griechischen Inseln
Nach und nach wurden die Farben Weiss und Blau zum Markenzeichen vor allem der Kykladen-Inseln, aber auch in anderen Teilen Griechenlands. Zudem entsprach die Farbgebung auch der griechischen Flagge, die ebenfalls blau-weiss ist. Während der Militärdiktatur, die 1967 die Macht in Griechenland übernahm, wurde der typische Anstrich zur Pflicht. Demnach glaubte das Regime, die Farben würden den Patriotismus anregen und den griechischen Nationalismus widerspiegeln. 1974 sei dann ein Gesetz erlassen worden, das den Anstrich der Häuser auf den griechischen Inseln in Blau und Weiss vorschrieb.
Obwohl diese Vorschriften inzwischen gelockert wurden, streichen viele Griechen ihre Häuser weiterhin in den typischen Farben – und das jedes Jahr aufs Neue. Schliesslich sind sie mit ein Grund, warum viele Reisende so gerne nach Griechenland kommen und Inseln wie Santorini oder Mykonos heute absolute Instagram-Hotspots sind.