Auch bei ihren einzigen beiden Nicht-Siegen (6. 2013, 4. 2016) war die Solothurnerin noch in den Preisgeldrängen gewesen. Vor dem Rennen hatte sich die 34-Jährige vom Energielevel her noch «zu 300 Prozent» leistungsfähig gefühlt. Doch dies erwies sich unter Rennintensität in diesem hochkarätigen Feld als Trugschluss.
Hochs und Tiefs wechselten sich bei Ryf bereits im Radfahren ab, im Laufen verlor sie dann noch acht Ränge. «Es ist für mich noch unklar, woran es lag. Energetisch fühlte es sich an, dass wieder wie der Stecker plötzlich rausgezogen wurde.»
Früher hätte sie ein solches Rennen vielleicht noch nach Hause gebracht und gewonnen. «Doch heute ist dies bei der immer stärker werdenden Konkurrenz nicht mehr möglich», sagte Ryf nach dem für sie unbefriedigenden Saisonabschluss.
Ein höheres Fitness-Level wäre unabdingbar gewesen, um zum vierten Mal in Folge zu triumphieren. Gleichzeitig sei es für sie körperlich gesehen ein Spiegelbild der Saison gewesen. Klar war schon zuvor gewesen, dass Ryf zwei Wochen nach ihrem Sieg am neuen Ironman Thun und einer eben erst überstandenen Pilzinfektion nicht zuviel erwarten durfte.
«Ich mache nun auf jeden Fall eine vierwöchige Pause. Zum ersten Mal seit elf Jahren. Die ist auch körperlich notwendig. Ich muss Abstand gewinnen auch für den Kopf. Es ist nicht der schönste Saisonabschluss. Aber gut, dass ich Thun machte und ich dort einen guten Ironman vor eigenem Publikum zeigen konnte.»
Die Trennung von Sutton
Zur Trennung von ihrem Trainer Brett Sutton auf diese Saison hin sagte Ryf gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA noch: «Es wäre einfacher gewesen, bei ihm zu bleiben. Ich wollte etwas ändern, um mich weiterzuentwickeln. Corona gab mir die Zeit, die ich sonst nicht gehabt hätte, einen solchen Entschluss reifen zu lassen.»
Freilich trainiert Ryf weiter in St. Moritz und pflegt auch weiterhin ein gutes, wenn auch nunmehr weniger enges Verhältnis zu Sutton. In den ersten Monaten nach der Trennung hatte Ryf in Eigenregie weiter trainiert. Jetzt hat sie in Michael Harvey, der auch Headcoach im Triathlon-Leistungszentrum Solothurn ist, zumindest einen Ansprechpartner. «Ich bin froh um seine Rückmeldungen. Er kann mich einschätzen und ein Aussenblick kann mir sehr helfen.»
Absage des Ironman Hawaii ist happig
Die dritte Absage in Folge des Ironman Hawaii wegen der Corona-Pandemie hatte die vierfache Ironman-Weltmeisterin Ryf vor einem Monat erheblich getroffen. «Das war für mich psychisch nicht einfach hinzunehmen. Denn für mich war klar, dass die Ironman-WM stattfindet. Wenn nicht auf Hawaii, dann an einem Alternativ-Ort.»
Nun will Ryf nicht den Fehler des Vorjahres wiederholen, wie sie betont. Im Vorjahr hatte sie an den Ersatztermin im Februar geglaubt und deshalb quasi weiter trainiert. Dem erneuten Februar-Termin traut sie aktuell nicht richtig über den Weg. «Ich will nichts erzwingen, sondern werde jetzt ein wenig entspannen und auf den Körper hören. Ich muss Abstand gewinnen für einen Neustart.» Deshalb will sie ihre vierwöchige Triathlon-Auszeit auf jeden Fall durchziehen. «Und wenn dann der Ironman Hawaii im Februar doch stattfinden sollte, werden die drei verbleibenden Monate für einen guten Aufbau ausreichen.»