Olympia-Rückblick Teil 2

Diese acht Momente bewegten abseits des Sports

06.10.2022, 20:07 Uhr
· Online seit 08.08.2021, 18:28 Uhr
Das waren sie also, die 32. Olympischen Sommerspiele in Tokio. In den letzten zwei Wochen durften wir sportliche Leistungen, emotionale Momente und weltweite Aufreger erleben. Im zweiten Teil unserer Serie blicken wir auf die Momente zurück, welche die Welt abseits vom Sport bewegt haben.
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Rassismus-Eklat um einen deutschen Rad-Trainer, Sexismus-Debatte im Turnen oder eine Ohrfeige vom Trainer: Es waren nicht nur sportliche Leistungen, die in den vergangenen zwei Wochen für Schlagzeilen aus Tokio gesorgt haben. Wir blicken zurück auf die Momente, politischen Gesten und Debatten, die abseits des Sports für Diskussionen gesorgt und teilweise zu Konsequenzen für Athletinnen, Trainer und Organisatoren geführt haben.

Kündigungswelle im Organisationskomitee

Die erste Skandalreihe passierte, noch bevor die Olympischen Spiele überhaupt begonnen hatten: So war der damalige OK-Präsident Yoshiro Mori bereits im Februar zurückgetreten, nachdem er sich bei einer Videokonferenz des Japanischen Olympischen Komitees abfällig gegenüber Frauen geäussert hatte. Auch der Kreativdirektor der Eröffnungsfeier ist kurz danach wegen sexistischer Äusserungen freigestellt worden. Aber damit nicht genug: Ein Tag vor der Zeremonie musste auch sein Nachfolger das Feld räumen, nachdem ein Video des früheren Komikers aufgetaucht war, bei dem sich dieser über den Holocaust lustig gemacht hatte.

Kein Platz für Rassismus

Zum Auftakt des olympischen Fussball-Turniers sind die Spielerinnen der Teams aus Grossbritannien, Chile, USA, Schweden und Neuseeland für einen Moment mit dem Knie auf den Rasen gegangen, um gegen Rassismus und Diskriminierung zu protestieren. Auslöser dafür waren unter anderem die rassistischen Anfeindungen gegen drei Schützen der englischen Nationalmannschaft im EM-Final gegen Italien.

«Hol die Kameltreiber»

Für weltweite Entrüstung sorgte eine rassistische Entgleisung des deutschen Radsport-Direktors Patrick Moster. Der 54-Jährige wollte den Kölner Fahrer Nikias Arndt vom Streckenrand aus anfeuern, damit dieser die vor ihm liegenden Fahrer Amanuel Ghebreigzabhier aus Eritrea und Azzedine Lagab aus Algerien einholte. Dabei benutzte er die Worte: «Hol die Kameltreiber, hol die Kameltreiber, komm.» Einen Tag nach dem Rassismus-Eklat musste Moster die Heimreise antreten.

Gewollte Ohrfeigen

Für Aufsehen sorgten mehrere Ohrfeigen des deutschen Trainers Claudiu Pusa gegen Judoka Martyna Trajdos. Kurz bevor die 32-jährige den Ring betrat, wurde sie von ihrem Trainer durchgerüttelt und mehrmals ins Gesicht geschlagen. Dieser erhielt daraufhin eine Verwarnung wegen «schlechtem Verhalten während des Wettbewerbs» vom Judo-Weltverband IJF. Die 32-jährige Deutsche Judoka verteidigte ihren Trainer allerdings umgehend auf Instagram. In einem Post schrieb sie: «Das ist etwas, worum ich meinen Trainer bitte. Macht ihm keine Vorwürfe! Ich brauche das vor meinen Kämpfen, um wach zu sein.»

Antisemitismus-Skandal im Judo

Der algerische Judoka Fethi Nourine hatte einen möglichen Kampf gegen den Israeli Tohar Butbul verweigert und auf eine Teilnahme verzichtet. Nourine und sein Trainer haben ihren Verzicht in den algerischen Medien damit begründet, nicht gegen einen Israeli antreten zu wollen. Der 30-jährige Sportler und sein Trainer sind daraufhin vorläufig suspendiert worden. Aber damit nicht genug: Im Zweitrunden-Duell hat sich auch der Sudanese Mohamed Abdalrasool geweigert, gegen Butbul anzutreten. Ein offizieller Grund für den Rückzug des 28-jährigen wurde nicht genannt.

Politisches Statement auf dem Siegerpodest

Die Silber-Medaillengewinnerin im Kugelstossen, Raven Saunders, kreuzte bei der Siegerehrung die Hände über dem Kopf. Mit der sogenannten «X-Geste» habe sie Solidarität für die Rechte «unterdrückter Menschen» ausdrücken wollen. Weil politische Meinungsäusserungen an der Siegerehrung nicht erlaubt sind, drohen der Sportlerin nun Sanktionen. Die Untersuchungen wurden jüngst allerdings ausgesetzt, nachdem die Mutter der 25-jährigen verstorben war.

Humanitäres Visum für belarussische Sprinterin

Die belarussische Leichtathletin Kristina Timanowskaja hatte ihre Trainer öffentlich kritisiert - und hätte offenbar zur Strafe sofort nach Weissrussland zurückgeflogen werden sollen, wo ihr eine Entführung gedroht hätte. Polen erteilte ihr und ihrem Ehemann deshalb ein humanitäres Visum. In Polen sollte sie auch ihre sportliche Karriere fortführen, wie verschiedene Medien berichtet hatten. Timanowskaja ist am vergangenen Mittwoch in Warschau gelandet und steht seither unter permanentem Polizeischutz.

Deutsche Turnerinnen setzen Zeichen gegen Sexismus

Supereng, ultraknapp und viel nackte Haut: Das ist noch immer Standard, wenn es um die Bekleidung von Turnerinnen geht. Die deutschen Athletinnen wollten da nicht mehr mitmachen. Statt den engen Höschen traten sie bei Olympia in Tokio mit langen Ganzkörperanzügen in den Wettkampf. «Wenn man während der Übung nur eine Millisekunde drüber nachdenkt, kann das die Leistung beeinflussen», erklärte eine der Athletinnen die Aktion gegenüber der «Bild». Weiter hiess es: «Die Botschaft sollte sein: Jeder soll tragen, was er will, je nach Lust und Laune.»

(noë)

veröffentlicht: 8. August 2021 18:28
aktualisiert: 6. Oktober 2022 20:07
Quelle: ArgoviaToday

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