Das gleich alles sechs Schweizer das Ziel in Paris erreichten, ist keine Selbstverständlichkeit, wenn man bedenkt, dass 42 der 184 Teilnehmer in den letzten gut drei Wochen den Strapazen Tribut zollen und die Rundfahrt vorzeitig verlassen mussten.
Einen Schreckmoment hatten die Schweizer Radsportfans gleich zu Beginn der Tour erlebt, als Marc Hirschi in der 1. Etappe zweimal gestürzt war und sich dabei unter anderem die Schulter ausgekugelt hatte. Doch der Aufsteiger der letzten Saison biss in den Folgetagen auf die Zähne und verrichtete wichtige Helferdienste in seinem Team UAE Emirates. Am Ende hatte der 22-jährige Berner auf den Champs-Elysées wieder gut Lachen, als er mit seinem gleichaltrigen Teamkollegen Tadej Pogacar auf dessen zweiten Gesamtsieg in Folge anstossen konnte.
Küng einmal nah dran
Verglichen mit seiner erfolgreichen Premiere im letzten Jahr, als er noch im Dress von Sunweb für den ersten Schweizer Sieg an der Frankreich-Rundfahrt seit Fabian Cancellara 2012 gesorgt hatte und zum kämpferischsten Fahrer der Tour ausgezeichnet wurde, genoss Hirschi heuer in der Mannschaft des Tour-Dominators viel weniger Freiheiten. Dementsprechend bescheiden fiel seine persönliche Bilanz aus. Ein 21. Rang in der 19. Etappe nach Libourne war für den letztjährigen WM-Dritten das höchste der Gefühle. Man darf gespannt sein, wie gut seine Form im Hinblick auf das olympische Strassenrennen von nächstem Samstag wirklich ist.
In Japan werden ihm mit Michael Schär und Stefan Küng auch zwei Landsleute zur Seite stehen, die ebenfalls die happigen 3414 Kilometer in den Beinen haben. Während Schär sich in der ersten Tour-Woche gleich zweimal in eine Fluchtgruppe wagte und dabei einmal die Auszeichnung zum kämpferischsten Fahrer erhielt, bewies Küng vorab im Zeitfahren seine Qualitäten. Zum erhofften ersten Etappensieg reichte es dem Thurgauer allerdings knapp nicht. Mit einem 2. und zwei 4. Plätzen - einer herausgefahren als Ausreisser in der 12. Etappe nach Nîmes - war Küng gleichwohl für die Schweizer Highlights in den letzten drei Wochen besorgt. Als 49. mit knapp zweieinhalb Stunden Rückstand im Gesamtklassement war er ausserdem der bestklassierte Schweizer.
Bissegger überzeugt beim Debüt
Ein Topresultat gelang am vorletzten Tag mit dem 5. Platz im Zeitfahren auch Stefan Bissegger, dem einzigen Schweizer Tour-Neuling. Für Schweizer Meister Silvan Dillier, der sich in der ersten Woche in den Dienst des während sechs Tagen im Maillot jaune gekleideten Mathieu van der Poel gestellt hat, endete die Tour ebenso ohne persönliches Erfolgserlebnis, wie für Reto Hollenstein, dessen Team Israel Start-Up Nation um den viermaligen Gesamtsieger Chris Froome unter den Erwartungen blieb.