Wegen Cannabis-Öl

Eine US-Sportlerin sorgt in russischer Haft für diplomatische Spannungen

09.05.2022, 14:28 Uhr
· Online seit 09.05.2022, 14:26 Uhr
Sie ist Amerikanerin und spielte Basketball in Russland. Nun könnte Brittney Griner plötzlich eine Rolle in Friedensverhandlungen der beiden Länder spielen – obwohl, oder eben genau weil sie in Moskau im Gefängnis sitzt. Wie aus einem harmlosen Vergehen ein politischer Fall wurde.
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«Eine Flüssigkeit mit besonderem Geruch» hätten sie entdeckt, erklärte die russische Zollbehörde. Dabei habe es sich um Cannabis-Öl gehandelt. Also wurde Brittney Griner (31), US-amerikanische Staatsbürgerin, am Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen. Aktuell sitzt sie mindestens noch bis am 19. Mai in einem Gefängnis in der russischen Hauptstadt und wartet auf ihren Prozess. Der Haken: Griner ist in ihrer Heimat ein absoluter Basketballstar. Und ihr Fall ist nun plötzlich zu einer diplomatischen Affäre verkommen.

Sonderbotschafter ist eingeschaltet worden

Die Verhaftung trug sich im Februar zu, allem Anschein nach vor Russlands Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar. Griner spielte Basketball für einen Klub in Jekaterinburg, der viertgrössten Stadt Russlands, weil die amerikanische Liga Winterpause machte. Nun drohen dem Star der Phoenix Mercurys bis zu zehn Jahre Haft – so sieht es das russische Gesetz vor, welches das Schmuggeln von Betäubungsmitteln hart bestraft.

Zehn Jahre – in den USA wittert man in Anbetracht des harmlosen Vergehens sowie der Spannungen zwischen den beiden Grossmächten eine Verschwörung. Die amerikanischen Behörden kritisieren, dass es bis jetzt gar keine Gerichtsverhandlung gegeben habe und Russland auf Zeit spiele. Nun hat die US-Regierung sogar einen Sonderbotschafter eingeschaltet. Bill Richardson, ein ehemaliger UN-Diplomat, soll Griners Freiheit aushandeln.

Löhne in Übersee sind besser

Ein schwieriges Unterfangen: Die diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und Russland sind durch den Krieg auf Eis gelegt. Russland wird vonseiten der Amerikaner vorgeworfen, mit Griner ein diplomatisches Ass im Ärmel haben zu wollen. Tatsächlich sagte der US-Abgeordnete John Garamendi gegenüber «CNN», dass Griners Freilassung bei potentiellen Friedensverhandlungen mit Russland ein Faktor spielen könnte – Russlands Plan würde aufgehen.

Griners Fall hat aber auch sportliche Konsequenzen: Die WNBA, die oberste amerikanische Basketballliga der Frauen, die ihren Spielbetrieb mittlerweile wieder aufgenommen hat, will gemäss «CNN» die Lohnobergrenze ihrer Spielerinnen anheben. Diese ist aktuell bei rund 230'000 Dollar im Jahr – in Russland zahlen die Topklubs aber sogar siebenstellige Summen. So haben viele Stars, wie eben auch Griner, in der spielfreien Zeit in Übersee ihr Salär aufpoliert. Dem will die WNBA nun entgegenwirken.

(mhe)

veröffentlicht: 9. Mai 2022 14:26
aktualisiert: 9. Mai 2022 14:28
Quelle: Today-Zentralredaktion

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