Mathias Flückiger wird ohne Zweifel mit sehr breiter Brust zu den Sommerspielen in Tokio reisen. Der 32-jährige Berner fuhr bei der Hauptprobe in den französischen Hochsavoyen fast das ganze Rennen alleine an der Spitze und war zum zweiten Mal in dieser Weltcupsaison der Stärkste. «Im Moment läuft alles perfekt, das gibt mir viel Selbstvertrauen. Ich weiss, dass ich gewinnen kann, wenn ich meine Leistung bringe», sagte Flückiger.
Ohne das immense Selbstvertrauen, das ihn am 26. Juli zu einem der Topfavoriten auf Olympiagold macht, hätte Flückiger im Schlamm von Les Gets kaum eine derart mutige Taktik gewählt. Bereits in der ersten Runde setzte sich der Oberaargauer mit einem Antritt von seinen Konkurrenten ab. Nach zwei der sieben Schlaufen betrug sein Vorsprung mehr als eine halbe Minute. Viel von seinem Polster büsste er bis ins Ziel nicht ein, obwohl die nassen Verhältnisse durchaus Risiken bargen. 25 Sekunden lag er im Ziel vor dem Tschechen Ondrej Cink, 35 Sekunden vor dem Franzosen Jordan Sarrou.
Zweites Double in Abwesenheit von Van der Poel
Für Flückiger ist es der vierte Weltcupsieg im olympischen Cross-Country und der zweite in dieser Saison nach Leogang, wo er ebenfalls das Double aus Short Race und Hauptrennen geholt hatte. Beide Male fehlte indes sein mutmasslicher härtester Konkurrent Mathieu van der Poel. In Abwesenheit des Niederländers, der am Sonntag nach sechs Tagen im Gelben Trikot aus der Tour de France ausgestiegen ist, baute Flückiger seine Führung im Gesamtweltcup weiter aus.
Bei Nino Schurter stellt sich vor dessen vierter Olympia-Teilnahme die Frage, ob er seine Karten schon aufgedeckt hat. Der 35-jährige Bündner, der seit September 2019 ohne Weltcupsieg ist, liess bei den von ihm ungeliebten Bedingungen bereits in der Anfangsphase abreissen und wurde Fünfter. Drittbester Schweizer war der nicht für die Olympischen Spiele selektionierte Lars Forster im 9. Rang.