In den Jahren um die Jahrtausendwende war London vornehmlich «rot». Arsenal, dessen Vereinslogo und Trikot in dieser Farbe gehalten war, dominierte in Fussballfragen die englische Hauptstadt. Die 2004er-Mannschaft von Arsène Wenger blieb sogar während der gesamten Meisterschaft ohne Niederlage, was zuvor einzig Preston North End 1889 gelungen ist. Es folgte der Einstieg von finanzstarken Mäzenen in der attraktivsten Fussball-Liga der Welt und der damit verbundene Abstieg von Arsenal.
Schon seit einiger Zeit ist London also nicht mehr rot, es dominiert das Blau des FC Chelsea. In der Saison 2020/21 hatten Arsenal in der Stadt auch noch West Ham United und der verhasste Nachbar Tottenham Hotspur den Rang abgelaufen. Ein Szenario, dass auch in dieser Saison droht. Das Team mit dem Schweizer Nationalmannschafts-Captain Granit Xhaka ist in der Meisterschaft schlecht aus dem Startblock gekommen, auf die überraschende 0:2-Niederlage gegen Aufsteiger Brentford folgte ein weiteres 0:2 im Derby gegen Chelsea.
Steht Conte bereit?
Trainer Mikel Arteta steht damit früh in der Saison unter Druck. Wie italienische Medien berichten, soll die Vereinsführung bereits mit Antonio Conte Kontakt aufgenommen haben. Der 52-Jährige führte Inter Mailand in der letzten Saison nach elf Jahren wieder zum Scudetto, zog sich daraufhin aber zurück, weil der chinesische Besitzer dem Team einen Sparkurs verordnet hat. Auch Arsenal-Besitzer Stan Kroenke fiel zuletzt allerdings nicht durch ein offenes Portemonnaie auf.
Das Spiel der letzten Chance könnte für Arteta damit ausgerechnet am Samstagmittag (13.30 Uhr) zu Gast bei seinem Lehrmeister Pep Guardiola stattfinden. Vor der Amtsübernahme bei Arsenal stand Arteta seinem Landsmann als Assistent bei Manchester City zur Seite. Vor der Rückkehr an alte Wirkungsstätte will der 39-Jährige vom Druck nichts spüren. Unruhe, die von aussen herangetragen werde, schenke er keine Beachtung, sagte Arteta. Der Bedeutung des Spiels beim Titelverteidiger ist sich der Chef allerdings bewusst. «Es wird uns massiven Schub geben, wenn wir nach Manchester reisen, gegen den Meister antreten, und siegen», sagte Arteta.
Immerhin konnten die Londoner zuletzt für eines ihrer grossen Problemgebiete eine Lösung präsentieren. Die Verpflichtung von Real Madrids Martin Ödegaard trägt mehr Kreativität in das Arsenal-Mittelfeld und erlöst Xhaka von einer zusätzlichen Aufgabe. Beim 6:0-Erfolg im Ligacup gegen West Bromwich Albion entfaltete der 22-Jährige, der in der letzten Saison bereits leihweise in London spielte, bereits seine Wirkung. Dennoch bleibt fraglich, ob es für Arteta eine dritte Niederlage am Stück in der Meisterschaft duldet. Denn zumindest die Führung sieht ihr Team noch immer auf Augenhöhe mit der englischen Spitze.