In letzter Minute

Der FC Basel verpasst den Final der Conference League

19.05.2023, 00:02 Uhr
· Online seit 18.05.2023, 23:51 Uhr
Als erstes Schweizer Team überhaupt hätte der FC Basel am Donnerstag gegen die AC Florenz in den Final eines europäischen Klubwettbewerbs einziehen können. Doch ein ultraspätes Gegentor in der Verlängerung war das Ende der Basler Finalträume.
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Die Uhr zeigte schon längst 120 Minuten an, doch niemand der 36'000 Fans im St.-Jakob Park wusste so recht, wie lange Schiedsrichter José Maria Sanchez denn noch spielen lassen würde. Die Partie zwischen dem FC Basel und der ACF Fiorentina war zuvor wegen eines medizinischen Notfalls im Sektor der italienischen Fans minutenlang unterbrochen gewesen. Aus Sicht der Basler lässt sich am Donnerstag kurz vor Mitternacht ernüchtert feststellen: Der Pfiff des Spielleiters kam zu spät.

Der eingewechselte Antonin Barak erzielte nämlich das dritte Tor für die Fiorentina und sicherte dem Serie-A-Klub den Finaleinzug, von dem die Basler so sehr geträumt hatten - wie in einer eindrücklichen Choreographie zu Beginn noch einmal deutlich wurde.

Der Matchplan funktioniert wieder

In der Vorwoche hatte Heiko Vogel im Untergrund des Stadio Artemio Franchi von Florenz nach Mitternacht zufrieden feststellen können, dass sein Matchplan perfekt aufgegangen war. Insofern überrascht es nicht, schickte der FCB-Trainer dieselben Spieler aufs Feld, denen er schon im Hinspiel das Vertrauen geschenkt hatte. Anders als damals agierten die Basler von Beginn an mutig, konzentrierten sich nicht ausschliesslich darauf, in der Defensive kompakt zu stehen, sondern suchten mit schnellen Gegenstössen auch die Offensive.

Dan Ndoye stellte die Defensive der Italiener in der Startphase mit seinen Flügelläufen immer wieder vor Herausforderungen, mehrmals fehlte aber in der Offensivzone die nötige Präzision, damit es hätte gefährlich werden können.

Gonzalez’ Kopfbälle

Fiorentina hatte in der bisherigen Conference League eine eindrückliche Auswärtsstärke an den Tag gelegt. Fünf der sechs Partien auf fremdem Terrain konnten die Italiener für sich entscheiden - und zwar immer mit mindestens drei Treffern Unterschied. Zwar hatte die Mannschaft von Vincenzo Italiano auch im erstmals seit fünf Jahren komplett ausverkauften St.-Jakob-Park mehr Ballbesitz, davon, die Basler aber derart zu dominieren, dass ein so deutliches Resultat möglich geworden wäre, war Fiorentina weit entfernt.

Nach einer halben Stunde gab es bis zur Pause eine Phase, in der die Toskaner ihren Ballbesitz in ein paar gefährliche Vorstösse ummünzen konnten. Erst flog Nicolas Gonzalez’ Kopfball knapp am linken Pfosten vorbei, dann parierte Marwin Hitz im Tor des FCB einen Abschluss von Giacomo Bonaventura. Als der Argentinier Gonzalez ein nächstes Mal zum Kopfball ansetzte, war Hitz geschlagen - weil die Zuordnung in der Defensive der Basler für einmal nicht stimmte und Gonzalez ungedeckt blieb.

Amdounis siebtes Tor

Und der 25-Jährige tat den Basler noch ein zweites Mal weh. In der 72. Minute war’s, als eine Flanke in den Basler Strafraum flog, Kasim Adams nur ungenügend klären konnte, und der Ball via Arm von Amdouni zu Gonzalez prallte, der Hitz mit einem Flachschuss bezwang. Es war das Tor, das der Basler Euphorie einen Dämpfer versetzte, die nach dem Ausgleichstreffer durch Zeki Amdouni ausgebrochen war. In der 55. Minute liess der 22-jährige Genfer seine Klasse aufblitzen, als er nach einem langen Ball von Andy Pelmard Fiorentinas Innenverteidiger Igor bei der Ballannahme aussteigen liess und Pietro Terracciano im Tor der Italiener kaltblütig überwand. Amdouni hatte im Hinspiel das Siegtor in der Nachspielzeit erzielt und steht in der Conference League nun bei sieben Treffern.

Gonzalez’ Tor ebnete den Italienern den Weg in die Verlängerung. Und bescherte dem FCB damit in zum dritten Mal in Serie Überzeit. Schon im Achtelfinal gegen Slovan Bratislava sowie im Viertelfinal gegen Nice war nach 180 Spielminuten keine Entscheidung gefallen.

Rotation zahlt sich aus

Insofern zahlte sich sowohl für die Basler als auch die Fiorentina aus, dass sie für die Partie zwischen den beiden Halbfinalspielen den meisten Stammkräften eine Pause verordnet hatten. Am Wochenende hatten nämlich beide Teams in St. Gallen beziehungsweise gegen Udinese zahlreichen Ersatzspielern Einsatzzeit gewährt. Dass der Fokus zu diesem Zeitpunkt der Saison auf dem europäischen Geschäft liegt, ist so offensichtlich wie nachvollziehbar, zumal der Einzug in den Final eines europäischen Klubwettbewerbs alles andere als alltäglich ist. 33 Jahre sind vergangen, seit die Fiorentina im Final des damaligen UEFA Cup gegen Juventus Turin unterlag, ein Schweizer Team hat es überhaupt noch nie so weit geschafft. Das wird vorerst so bleiben.

(sda/mj)

veröffentlicht: 18. Mai 2023 23:51
aktualisiert: 19. Mai 2023 00:02
Quelle: 32Today

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