Wie vor drei Jahren, als die Schweiz erstmals einen Viertelfinal an der EM erreicht hatte, ging es also wieder ins Penaltyschiessen. Und wie damals gegen Spanien zeigten sich die Schweizer dem Druck vom Elfmeterpunkt nicht gewachsen. Mit Manuel Akanji war es ausgerechnet einer der besten Spieler des Spiels – vielleicht sogar des Turniers, der gleich mit dem ersten Versuch an Goalie Jordan Pickford scheiterte.
Die Engländer, die dank Münzwurfglück das Penaltyschiessen eröffnen sowie vor den eigenen Fans durchführen konnten, zeigten sich dagegen eiskalt. Sämtliche Schützen trafen und brachten die zum Schluss taumelnden Engländer doch noch in den Halbfinal.
Denn dass es überhaupt ins Penaltyschiessen ging, war aus Sicht der Engländer etwas glücklich. Die Schweizer hatten in der Verlängerung mehr Kraft und standen dem 2:1 deutlich näher. Ein direkt aufs Tor gezirkelter Eckball des eingewechselten Xherdan Shaqiris landete am Pfosten, die Direktabnahme des ebenfalls eingewechselten Silvan Widmers ging über das Tor. Vergebene Chancen, die am Ende doppelt schmerzten.
Embolo lässt die Schweiz träumen
Davor war die Partie über weite Strecken von gegenseitiger Belagerung und wenig Spielfluss geprägt. Nachdem sie erst Mühe hatte, fand die Mannschaft von Murat Yakin in der zweiten Hälfte besser ins Spiel. Die Ballbesitzphasen wurden länger, die Aktionen griffiger. Grosschancen ergaben sich zwar weiterhin keine, jedoch die Möglichkeiten, zu einer zu kommen.
Dann war es Dan Ndoye, mit seiner Schnelligkeit und Körperlichkeit einer der auffälligsten Schweizer, der den Ball in der 75. Minute einfach mal zur Mitte brachte. Leicht abgelenkt fand dieser den Weg vor Breel Embolos Füsse, der die Schweiz im Fallen in Führung brachte. Diese hatte sich nicht unbedingt abgezeichnet, unverdient war sie aber auch nicht. Für Embolo war es der zweite Treffer des Turniers und einer, der besonders gut tat, nachdem er lange nicht ins Spiel gefunden hatte.
So durfte die Schweiz fünf Minuten träumen. Fünf Minuten stand sie im virtuellen Tableau im Halbfinal. Die Spieler lagen sich in den Armen, die Fans liessen die Tribüne erzittern, es war ein rotes Jubelmeer. Doch England, das bereits im Achtelfinal gezeigt hat, dass es mit dem Rücken zur Wand nochmals aufdrehen kann, fand auch in diese Partie zurück.
Dass Bukayo Saka es war, der die Three Lions in die Verlängerung rettete, überraschte nicht. Der 22-Jährige zeigte ein starkes Spiel, spielte seinen Gegenspieler Michel Aebischer immer wieder schwindelig und war der offensiv klar auffälligste Akteur. Sein Problem war offenbar, dass er bis zur 80. Minute zu oft den Mitspieler gesucht hatte. Als er mal selber abschloss, lief es besser: Via Innenpfosten landete sein Schlenzer aus rund 17 Metern im Schweizer Netz.
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Krönung bleibt aus
Die Niederlage im Penaltyschiessen beendet ein insgesamt starkes Turnier der Schweizer Nationalmannschaft auf dramatische Art. Sie zeigte eine ansprechende Vorrunde, in der nur wenig zum Gruppensieg fehlte, und glänzte im Achtelfinal mit einer dominanten Leistung. Die dritte grosse Fussballnation nach Deutschland (1:1) und Italien (2:0) war jedoch eine zu hohe Hürde. Der zweite Viertelfinaleinzug nach 2021 war ein schöner Erfolg, der ganz grosse Coup, der sich die starke Generation um Captain Xhaka erhofft hatte, blieb jedoch aus.
In der Nacht fliegt das Team zurück nach Stuttgart und tritt am Sonntag die Heimreise an. Für England geht es am Mittwoch mit dem Halbfinal in Dortmund (21.00 Uhr) weiter. Gegner sind entweder die Niederlande oder die Türkei.
(sda/red.)