Im Halbfinal der WM 2014 in Brasilien gewann Deutschland das letzte Mal gegen Frankreich. Seither verloren die Deutschen gegen die Franzosen fünf von sechs Partien (1 Remis). Mats Hummels erzielte damals im Märchensommer von 2014 in Brasilien das 1:0-Siegtor gegen Frankreich. Sieben Jahre später traf wieder Hummels - diesmal aber ins eigene Netz. Hummels Eigentor in der 20. Minute lenkte das Schlagerspiel in seine Bahn.
Ausgerechnet Hummels! Im März 2019 wurde der Dortmunder Abwehrchef von Bundestrainer Joachim Löw aussortiert. Umbruch war angesagt. Für die Euro wurde der Umbruch unterbrochen. Auch Thomas Müller darf (in der Offensive) wieder mittun. Von Hummels erhoffte sich Löw Stabilität in der umstrittenen Verteidigungs-Dreierkette.
Frankreich läufts
Gross Vorwürfe dürfen Hummels wegen des Schusses ins eigene Netz nicht gemacht werden. Seine Abwehraktion war von Nöten und äusserst schwierig. Hätte Hummels den Ball durchgelassen, wäre Kylian Mbappé zur Stelle gewesen.
Die vorentscheidende Szene machte eines deutlich: Den Franzosen läuft es. Von den letzten 21 Länderspielen verloren sie nur eines, ein Testspiel mit der zweiten Garnitur daheim gegen Finnland (0:2). Und schon zum vierten Mal im Lauf des letzten Jahres unterstützte ein Gegner die «Equipe tricolore» mit einem Eigentor.
Unruhe
Den Deutschen dagegen läuft es ganz und gar nicht. Das verheisst für die nächsten Tage nichts Gutes und vor allem viel Unruhe.
Als sich Deutschland und Frankreich zum letzten Mal in München gegenüber standen, resultierte im Herbst 2018 im ersten Spiel der Nations League ein torloses Remis. Ein halbes Jahr später bedurfte es einer Modusanpassung, um Deutschland in der obersten Division der Nations League zu behalten. Am letzten grossen Turnier, an der WM 2018 in Russland, leitete die Startniederlage gegen Mexiko (0:1) das erste deutsche Vorrunden-Aus an einer Fussball-WM ein.
Deutschland benötigt am Samstag gegen Portugal und nächsten Mittwoch gegen Ungarn Punkte und mindestens einen Sieg, damit Jogi Löws letztes Turnier nicht zum totalen Misserfolg verkommt.
Das ist natürlich möglich. Die Deutschen zeigten gegen die starken, soliden, souveränen, abgeklärten Franzosen Ansätze, wenn auch erst nach der Pause. Serge Gnabry schoss in der 54. Minute aus guter Position knapp übers Tor. Thomas Müller blieb knapp hängen (56.). Die Deutschen reklamierten nach einer Stunde vergebens einen Foulpenalty.
Durchschlagskraft fehlte
Aber wirklich überzeugend trat der Weltmeister von 2014 gegen seinen Nachfolger nebst dieser starken sechs Minuten und trotz zehn Champions-League-Siegern in den letzten zwei Jahren nicht auf. Hinten funktionierte die Dreierkette auch mit Hummels nicht, wobei es gewiss ein schwieriges Unterfangen ist, mit drei Mann die drei offensiven französischen Musketiere Mbappé, Antoine Griezmann und Rückkehrer Karim Benzema im Griff behalten zu wollen. Auch beim Gegentreffer sah die Dreierkette alles andere als gut aus.
In der Offensive fehlte im deutschen Spiel lange die Präzision und später die Durchschlagskraft. Kai Havertz erwies sich im Sturm als Ausfall. Löw wechselte 16 Minuten vor Schluss Leroy Sané (für Havertz) und Timo Werner (für Gnabry) ein. Ganz spät kamen auch noch Emre Can und Kevin Volland, doch auch mit neuem Personal vermochte sich Deutschland hinter der «Maginot-Verteidigungslinie» kaum in Szene zu setzen.
Frankreich - Deutschland 1:0 (1:0)
München. - 14'000 Zuschauer. - SR Del Cerro (ESP). - Tor: 20. Hummels (Eigentor) 1:0.
Frankreich: Lloris; Pavard, Varane, Kimpembe, Hernandez; Kanté; Rabiot (95. Dembélé), Pogba; Griezmann; Benzema (89. Tolisso), Mbappé.
Deutschland: Neuer; Ginter (87. Can), Hummels, Rüdiger; Kimmich, Gündogan, Kroos, Gosens (87. Volland); Havertz (74. Sané), Müller; Gnabry (74. Werner).
Bemerkungen: Deutschland ohne Goretzka und Hofmann (beide verletzt). Verwarnungen: 7. Kimmich (Foul).